Namibia 2

Kerstin und Jan sind da! Unsere Freunde aus Frankfurt sind in Windhoek gelandet und haben für drei Wochen ein Allradfahrzeug mit Dachzelt gemietet um mit uns durch Namibia und Botswana zu streifen. Wir freuen uns riesig! Und eine ganze Tasche voll Mitbringsel haben sie auch noch im Gepäck. Nicht nur Lebkuchen, Briefe und Geschenke von unseren Familien, Zeitungen, jede Menge anderer kleiner und größerer Dinge, Grüße und Nachrichten (die Videobotschaften aus der Apfelweinkneipe sind große Klasse!), Äppler-Shirts (cool Nobbi, danke, und sogar vorgewaschen, wow!), nein, unfaßbarerweise sogar eine Flasche Apfelwein nebst Handkäs! Weiß der Himmel wie sie das durch den Zoll gekriegt haben… wir sitzen jedenfalls abends vor einem großen Haufen Geschenke und sind ganz gerührt – für uns ein vorgezogenes Weihnachten.

Bis zum echten haben wir noch ein paar Tage Zeit. Erst mal ziehen wir los nach Etosha um Tiere zu finden. Und das glückt! Schon am ersten Abend zeigt sich unser ersehntes Rhino am Wasserloch (yeah, wir haben unsere Big Five), und noch viele weitere sollen folgen. Wir gehen zu viert in einem Auto auf Game Drive, sehen Elefanten, Zebras und Giraffen und erspähen am zweiten Tag ein Rudel Löwen, das aus der Ferne zu einer Wasserpfütze vor uns auf der Straße geht, um dort zu trinken. Wir bleiben gebannt stehen, die Löwen stören sich nicht an uns, es werden mehr und mehr. Zum Schluss, als der große Boss mit der Riesenmähne auftaucht, von seinen Haremsdamen liebevoll begrüßt wird und mit den Babys spielt, sind es fünfzehn Löwen, die sich vor unserem Auto rekeln, in der Pfütze trinken, und sich in unserem Autoschatten ausruhen. Wir sind fasziniert. Andere Autos kommen dazu und fahren nach einiger Zeit weiter, aber von uns vieren kommt keiner auf die Idee, dieses Schauspiel freiwillig zu verlassen. Als wir abends ins Camp zurück müssen, haben wir die Löwen rund zwei Stunden aus nächster Nähe beobachtet und jede einzelne Minute atemlos genossen. Die fünf Nashörner, die sich abends am Wasserloch zeigen, gefallen uns natürlich auch noch, aber wir sind uns einig, dass sie unser Löwen-Erlebnis nicht toppen können.

Am nächsten Tag müssen wir Etosha verlassen und witzeln schon, dass wir jetzt nur noch für Leoparden stoppen (die scheue Einzelgänger, wirklich schwer und meistens nur nachts zu finden sind), schwupps, da tauchen sie auf. Nicht nur einer, sondern ein Weibchen mit einem fast ausgewachsenen Jungen, am hellichten Mittag, sie queren vor uns die Straße, klettern auf einen Baum und machen fast noch Anstalten zu jagen. Wir können es kaum glauben. Ziemlich sprachlos gelangen wir an die eigentliche Etosha-Salzpfanne, eine gleißend helle, riesige leere Platte, brütend heiß, kahl und – wie wir finden – wunderschön.

Wir fahren weiter Richtung Caprivi-Strip, wo wir in Ngepi (ja genau, dem Camp mit den lustigen Toiletten) am Okavango- Flussidyll zu viert stilvoll Heiligabend feiern. Wir haben einen festlich geschmückten Tisch mit Sekt, Lagerfeuer und Rinderfilet, die bunten Vögel hüpfen in den Bäumen herum und abends grunzen die Hippos im Fluss. Wir öffnen unsere Weihnachtsgeschenke (einige reisen schon seit Frankfurt mit uns), trinken Wein, gucken ins Feuer, hören den Hippos zu und denken natürlich viel an zuhause. Am nächsten Tag gibt es ein nicht weniger stilvolles Truthahn-Lunch im Freien am Fluss für alle rund 40 Ngepi-Gäste an langen Tischen mit Champagne, Christmas-Pudding und Knallbonbons. Am übernächsten Tag haben wir erstmal genug gefeiert und gefuttert, wir machen uns auf den Weg nach Botswana.

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December 2010

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Namibia 1

Den Caprivi-Strip ganz im Nordosten hatten wir uns etwas spannender vorgestellt… eigentlich geht es viele hundert Kilometer immer nur geradeaus durch recht eintoenige gruene Buschlandschaft. Aber wenigstens hat es aufgehoert zu regnen. Und am Ende des Caprivistreifens finden wir doch wieder ein kleines Paradies. Eine wunderbare kleine Lodge/Campsite direkt am Okavango-River, in dem sich erstaunlich tagaktive Hippos und wieder viele Krokodile suhlen. Alles ist voll bunter Voegel, die einem interessiert zuschauen und anschraepen wenn man die Freiluftduschen oder -toiletten benutzt, und ab und zu stolpert man ueber einen Waran. Wir geniessen die Natur, die Tiere und den Sonnenschein und machen uns dann auf den Weg nach Windhoek. Da haben wir am Sonntag eine Verabredung… 🙂

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Zambia

Die Einkaufssituation hat sich zum Glück entspannt, es gibt wieder Dinge wie Joghurt und Fleisch, Käse und Wein zu kaufen, dafür ist die Währung etwas kompliziert zu handhaben. Ein Euro entspricht knapp 7.000 Kwacha, allerdings sind die größten Scheine 50.000 Kwacha, meist bekommt man vom Geldautomaten nur 20.000-er Noten, und als wir im Supermarkt 800 Kwacha zurückbekommen sind das nicht weniger als 7 Scheine. Es gibt nämlich nagelneue wunderschöne 50-Kwacha-Noten und wir haben Zweifel ob ihr Wert (bitte rechnen ;-)) überhaupt die Druckkosten deckt, abgesehen davon, dass sie das Portemonnaie verstopfen und man sie eigentlich noch nicht mal den ärmsten Bettlern schenken kann.

Vom South Luangwa National Park haben wir schon eine Menge gehört und freuen uns sehr darauf. Bis dahin müssen allerdings mal wieder rund 100 km Rumpelstrecke bewältigt werden. Hier sind die Chinesen ebenfalls noch nicht ganz fertig. Inklusive Pause ist sowas hier eine halbe Tagesreise, aber wir haben ja Zeit. Auf der Campsite am Fluss angekommen sehen wir uns erstmal um – und dann voller Schreck gegenseitig an. Uns wird bewusst, dass wir schwupps, beide die Türen zugeschlagen und schön verriegelt haben (wie das bei Autos dieses Alters auch auf der Fahrerseite noch geht) während beide Schlüssel friedlich im Auto liegen. Wir sind ausgesperrt! Die Fenster und Luken sind natürlich alle primagut fest zu. Einmal tief durchatmen. Zum Glück haben wir eine Lösung für dieses Problem gehabt, die ohne eingeschlagene Scheiben auskam, aber welche das verraten wir an dieser Stelle nicht 😉

Wir lassen uns im wunderschönen Flatdogs Camp am Luangwa River nieder, dessen Nilpferde den ganz Tag über grunzen und die tatsächlich nachts auf dem Camp herumlaufen – in der ersten Nacht wären wir fast über eins drübergestolpert. Auch Krokodile leben gemütlich im Fluss (die bleiben zum Glück drin – hoffen wir wenigstens), und tagsüber schauen ab und zu Elefanten vorbei. Im Park selbst sind wir erst fast ein wenig enttäuscht – mal ein paar einzelne Tiere, aber keine Mengen und nichts ungewöhnliches – bis, ja, bis wir kurz nach Einbruch der Dunkelheit eine große fleckige Katze am Boden entdecken. Wir folgen ihr kurz zusammen mit noch einem zweiten Jeep, und er ist es endlich, unser lang ersehnter erster Leopard! Ein scheues, gewaltiges und faszinierendes Tier. Wir sind versöhnt und begeistert. Und am nächsten Morgen (ja, wir waren um 6:00 im Park) haben wir gleich den zweiten gesehen, diesmal sogar ganz alleine.

Es ist natürlich ganz und gar nicht so, dass wir uns was daraus machen, ob wir jetzt die „Big Five“ gesehen haben, oder nicht, jedes einzelne Tier ist besonders und auch Antilopen sind interessant und Elefanten faszinieren uns sowieso immer, aber… ok, jetzt fehlt uns nur noch ein Nashorn/Rhino 😉

Beim Einkaufen am Straßenrand fragen wir, was das in dem großen Eimer da ist. „Caterpillars“ – Raupen – ist die Antwort. Ob man die so getrocknet als Snack knabbert (wie die kleinen Stinkfische) wollen wir wissen, da werden wir breit ausgelacht: aber nein, die sind zum kochen! Und viel mehr an Eiweiß bekommen die Leute in dieser Gegend auch nicht, außer vielleicht noch ab und zu mal eins von den dürren Hühnern, das im Abfall herumpickt.

Wir nehmen im einsetzenden Sturzregen Kurs auf Lusaka. Eigentlich wollten wir unterwegs übernachten, aber da wo das Camp ist stürzen Wasserfälle und Gerölllawinen auf die Straße – zu ungemütlich. In Lusaka regnet es natürlich auch, aber wenigstens kann man wieder einkaufen. Und wie! Sowas haben wir seit Monaten nicht gesehen. Törtchen und Gorgonzola und Cream Cheese Smoked Salmon, alles Low fat und Low Carbon, und zehn Sorten Hundefutter – und 50 km weiter östlich laufen die Leute in Lumpen, betteln um Plastikflaschen und essen Raupen! Die Gegend um Lusaka ist aber auch schon deutlich wohlhabender, die Leute hier haben prima Regenkleidung an (im Gegensatz zu uns), Gummistiefel, und fast alle Frauen tragen Duschhauben! Derweil regnet es fröhlich weiter. Im Pioneer Camp sucht ein Skorpion unter demselben Dach wie wir Schutz – der größte, den wir bis jetzt gesehen haben. Der Kafue-Nationalpark, den wir eigentlich ansehen wollten, ist wegen des Dauerregens inzwischen geschlossen (unsere Nachbarn im Pioneer-Camp haben dort gerade unfreiwillig eine Nacht damit verbracht, ihr Auto aus dem Schlamm zu bergen). Wir versuchen stattdessen einen Abstecher zum Lake Kariba, aber auch hier hat es nach 30km die Straße weggespült, ein Riesen LKW-Stau, 15 Stunden mindestens noch, heißt es, wir müssen umdrehen. Sambia macht es uns nicht gerade einfach…

Auf nach Livingstone und zu dem Victoriafällen! Die zumindest müssen nach all dem Regen doch jetzt ansehnlich aussehen, denken wir. Aber hier ist von dem Wasser noch nicht allzuviel angekommen. Die Wasserfälle sind immer noch beeindruckend, aber bis zu dem großen Spektakel müsse man wohl noch so bis April warten, hören wir. Wir schauen den Bungee-Springern zu, die sich von der berühmten Victoria-Falls-Bridge in die Tiefe stürzen. Der Live-Anblick von oben ist überraschenderweise überhaupt nicht mit irgendwelchen Filmaufnahmen zu vergleichen –absolut haarsträubend!

Auch eine Rafting-Tour kommt nicht zustanden, dafür lässt der Regen zum Glück langsam ein wenig nach. Wir erholen uns in Livingstone in einer hübschen kleinen Backpacker-Lodge namens Fawlty Towers (fanden wir gleich sympathisch) am Pool und nehmen uns langsam das nächste Land vor – Namibia!

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Malawi

After leaving Tansania we entered Northern Malawi. We are still travelling southwards. Malawi is one of the smaller countries in Africa and it is easy to travel around. People are very friendly. We have started to run into more backpackers and some big overland trucks. Most tourists visit the lake shore of Lake Malawi and the mountains around it. So did we. Relaxed a bit first and then off into the mountains. It must have been the shortest driving day of this trip, only 10 km from the lake shore to the town of Livingstonia. Very steep uphill, big stones, unpaved road with very sharp curves and we really needed our 4 wheel drive. The car showed us again how powerful it is and it took us more than one hour to get up there. Enjoyed the wonderful views, visited the waterfalls and relaxed at Lukwe campsite. Further southwards we stayed at the Mvasa Reserve, camped along a small lake (very little water, they are waiting for the rainy season to start) full with hippos, many birds, antelope and warthogs. And in the lake a huge crocodile who showed us how he caught a big fish. Very impressive and you do stay away from the lake shore after that! We spent another two days at the lakeshore before we visited Bua River Camp. Not much wildlife in the area, except crocodiles, but a beautiful campsite/lodge along the almost dry river and great food. That night the first big rain did finally come; good for the land, the animals, the plants. Good for everything but the roads. The next morning when we wanted to leave uphill for the campsite our tires got covered with sticky red mud, we lost grip, slided back down and then: Stuck! Yes, we got the car stuck for the very first time during this trip. Low gear 4 wheel drive, diff-locks on, sand ladders under the wheels,it did not work in this sticky red stuff. Finally we needed 4 men and a Landrover (oops, thank you John) to pull us out! I think we made some nice photos there J.

Via the capital Lilongwe we are travelling west to the border of Zambia. We are still loving the many different faces of Africa, our car and this way of travelling. Hard to hear about snow in Holland and Germany. Hhhmm, what is snow? Take care, until the next one!

Dela speaking J: Nordmalawi am Ende der Trockenzeit ist ein ocker-goldenes verdorrtes Land voller Armut. Trotz der Nähe des riesigen Malawi-Sees geben die Böden nichts her, und auch wenn man Geld hat, es gibt einfach nichts zu kaufen. Am Straßenrand immer wieder nur Tomaten und kleine silbrige getrocknete Stinkfische, sonst nichts. In den Supermärkten eigentlich nur Zahnpasta, Seife und Waschmittel, vielleicht noch etwas Öl und ein paar Säcke Reis und das zu sogar für uns völlig aberwitzigen überzogenen Preisen. Das einzige was einigermassen erschwinglich ist, ist Brot, Wasser und Bier. Ok, zugegeben, damit kommen wir schon ziemlich weit… 😉 Wir bekommen aber wieder einen Eindruck davon wie sich Armut anfühlt. Trotzdem sind die Menschen freundlich und warmherzig, sind bunt angezogen, singen und gehen auf jeden unserer Späße ein. Und dazwischen führen all diese Backpacker und Overlander ihr Backpacker- und Overlanderleben wie überall sonst auf der Welt. Und es gibt sogar einige recht luxuriöse Logdes mit stylishen Bars, Stoffservietten und Designer-Außenduschen, auch wenn sie mit Holz befeuert werden. Für uns hat das etwas Schönes aber auch Unwirkliches.

Fast noch unwirklicher erscheint es uns, als Bernd und Ronnie, zwei richtig nette Afrikareisende aus Greifswald, uns darauf hinweisen, dass erster Advent ist. Und ja, Ronnie, der erst eine Woche zuvor in Daressalam zugestiegen ist, hat selbstgebackene Weihnachtsplätzchen dabei, und wir feiern mit den beiden stilecht bei Kerzenschein unter einer Palme am Malawisee Advent. Rolf, Du kannst Leonie ausrichten, sie hat nun wirklich keinen Grund mehr, nicht nach Afrika kommen J

Der Sturzregen der plötzlich mit 4cm Wasser in einer einzigen Nacht auf dieses völlig vertrocknete Land hereinbricht, lehrt uns einmal mehr Respekt vor der Kraft der Natur – und dass Sandbleche eben Sandbleche sind und keine Matschbleche 😉

Wir brechen voller Spannung auf nach Sambia wo die Regenzeit gerade begonnen hat.

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Tansania – Hakuna Matata

Tansania revisited, we are back in this country after visiting it three years ago. Then we were backpackers and now we have the luxury of travelling with our own car. And it feels good! Everything still Hakuna Matata, Pole Pole and Jambo! We took the border near the Kilimanjaro and stayed the night on it’s slopes in Marango. Such a fertile area and we drove an extra loop on the mountain through Banana and Coffee plantations to Moshi, where we had a Kilimanjaro beer on the same rooftop with Kili-view as three years ago.. Only difference is that this time the mountain was packed in clouds. We have decided to not visit the expensive National Parks here, because we have seen them already and this time we want to focus more on the parks in Southern Africa. So we took a not so common route from Arusha straight south to Iringa via Dodoma. That meant three days of bad unpaved roads, but we had the feeling of being in real Africa. Massai walking along the road or riding their bicycles J. Kids shouting and waving at the Mzungus driving by and some were even so shocked to see whities that they ran away.. J. Had an absolutely beautiful bushcamp with full moon in the middle of nowhere, see two photos: One sunrise and one with the car parked under a huge Baobab tree – we love the Baobabs!

In the south of Tansania we stayed at Bongo camp, a small campsite in the middle of a tiny farmers town. We are impressed by Kasper’s (Denmark) great social project that he has going there and were invited to visit the English course with the locals. Photos with the children are taken there. Kasper is looking for funding to start up a Kindergarten for the smallest kids (the direct neighbors) on their property.

Jambo to you all from Africa!!!

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Kenya – Coast and Mombasa

Wie beschreibt man ein Paradies…? Wir stehen mit unserem Auto unter einer Kokospalme am weißen Sandstrand von Tiwi Beach. In den Bäumen springen Affen herum und direkt vor unserer Nase liegt ein Korallenriff, in dem sich bei Ebbe in türkisblauem Wasser kleine Pools bilden, in denen man zusammen mit ein paar Krabben und Seesternen die Zeit verträumen kann, wenn man genug von der Hängematte hat. Am ganzen Strand treiben sich höchstens zwei Handvoll Touristen herum, aber mindestens ebenso viele Beachboys, die es kaum erwarten können, einem gegen ein paar Cent Kokosnüsse oder Feuerholz zu verkaufen. Regelmäßig schaut auch Mango-Man vorbei, dessen klappriges Fahrrad schon lange nicht mehr fährt, sondern nur noch als Lastesel für sein Obst und Gemüse dient. Nachmittags kommen die Jungs, die mit der Harpune gefischt haben und bieten ihren Fang an. Die Tage schwappen nur so an uns vorbei. Nach einigen jedenfalls kommen die irischen Freunde an und stürzen sich mit uns ins Zeitloch. Wir schwimmen und lesen und faulenzen und gehen spazieren und stürzen uns in die Wellen. Wir kaufen Fische von den Harpunen-Jungs, die mehr als einen Meter lang sind und die wir zu siebt kaum aufessen können, und entfachen unglaubliche Feuer am Strand (zum Glück sind die irischen Jungs harte Kerle und können ungefähr ganze Baumstämme tragen), auf denen wir sie grillen. Zum Frühstück gibt es Mangos und Kokosnüsse. Haustiere haben wir auch: zwei Hunde begleiten uns auf unseren Strandspaziergängen und eine große Krabbe hat sich unsere linke hintere Felge als Zuhause ausgesucht. Es gibt weder Beachbars noch Strandpartys, keine Liegestühle, keine Jet-Skis, außer den Fischer-Dhaus überhaupt keine Schiffe außer einem kleinen Segelboot. Das gehört Peter und Elisabeth, deutschen Augenärzten, die seit dreißig Jahren in Nairobi leben und hier ihr Beachhouse haben, ein wunderbares altes kleines Kolonialhaus auf dessen gemütlicher Terrasse wir mit den beiden einen verträumten Nachmittag voller Geschichten verbringen. Janes Geburtstag, an dem sie endlich auch ihre ersehnte Hängematte bekommt, feiern wir mit einer fetten Party, viel Bier (ach was…), Luftballons, Prawns und Riesenfeuer, und dann brechen wir auf: die Iren in Richtung nördliche Seen, und wir – schweren Herzens – nach Mombasa.

Das Herz hätte nicht so schwer sein müssen, denn Mombasa gefällt uns richtig gut. Die Altstadt mit viel kolonialem Charme ist hell und freundlich, sehr einladend, ein bißchen wie Havanna oder Stonetown/Sansibar mit geschnitzten Türen und verschnörkelten Fenstergittern. Alles wirkt ein wenig verschlafen und sehr friedlich. Als wir in einem geschäftigen kleinen Cafe namens Island Dishes zu Mittag essen, habe ich beim Hände waschen zum ersten Mal seit zwei Wochen wieder einen Spiegel vor mir und komme mir ganz fremd vor, nicht nur weil ich britzebraun geworden bin. Es ist erstaunlich, an wie viele Dinge man sich zuhause gewöhnt, ohne sich dessen bewusst zu sein.

Auch in Kenia haben wir nun fast vier Wochen verbracht und finden, dass es Zeit wird für das nächste Land. Die Straße Richtung Grenze verläuft mitten durch den Tsavo-Nationalpark, und wir sehen unterwegs nicht nur Zebras und Antilopen, sondern auch zwei mächtige Elefanten, die direkt vor uns an der Straße grasen. Wir sind ganz alleine mit ihnen und schauen ihnen lange zu. Der Abschied von Kenia wird uns nicht leicht gemacht.

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Kenya – North and Nairobi

Uns war klar, dass Kenia teurer als Äthiopien sein würde, aber 15 USD pro Person für einen Campingplatz ohne jede facilities finden wir doch ein wenig übertrieben. Wir wenden uns hilfesuchend an die örtliche Polizeistation, und siehe da, die lassen uns in ihrem Hinterhof übernachten, völlig umsonst, gemütlich unter einem großen Baum und mit Blick auf die Grenzstadt Moyale. Vor uns liegt die berüchtigte Moyale-Marsabit-Strecke. Es ist das einzige Stück Straße in Ostafrika, wo man nicht auf Asphalt ausweichen kann, 500 km schlechte Piste durch die nordkenianische Wüste, mit nur einer Übernachtungsmöglichkeit auf halber Strecke. Buschcampen ist hier zu unsicher, bis vor kurzem durfte man nur im Konvoi durchfahren, und wir fühlen uns zu fünft in zwei Autos alle besser als ganz allein. Die Straßenverhältnisse sind wirklich heftig. Riesige scharfkantige Lavabrocken, Löcher in denen ganze Autos verschwinden könnten, Schotterpiste wechselt mit Wellblech, es holpert und rattert, die Federn ächzen, uns schlägt das Hirn gegen die Schädeldecke, eine Tortur für Mensch und Maschine. Fahren ist anstrengend, weil man voller Konzentration ständig die am besten zu befahrende Seite sucht, und gleichzeitig probiert, bei maximal fahrbarer Geschwindigkeit den schlimmsten Löchern und Steinen rechtzeitig auszuweichen. Es gibt Stellen, da haben wir bei 12 km/h noch das Gefühl, dass das Armaturenbrett gleich durch die Windschutzscheibe donnert. Mehr als 25 km/h im Schnitt schaffen wir einfach nicht, die 250 km bis Marsabit kosten uns mehr als zehn zermürbende Stunden. Dort werden wir zum Glück mit Essen, Bier und Lagerfeuer prima versorgt, und am nächsten Morgen geht es weiter. Wir sehen Strauße, Affen und Dik-Diks, und als Jane und ich mit unseren Fahrschichten dran sind, finden wir wunderbare kleine Offroad-Umgehungsstrecken, wo wir voller Begeisterung wild im Sand herumkurven – ooh nein, die Jungs waren überhaupt nicht neidisch.. 😉  Wir filmen uns gegenseitig, reparieren am irischen Auto herum und versuchen zu verdrängen, dass wir noch langsamer vorwärts kommen, als am Vortag. Doch dann, plötzlich, nachmittags nach weiteren sechs Stunden Gerumpel, eine Baustelle, eine kleine Detour, und dann: Asphalt! Überglücklich und erleichtert schweben wir auf Black Ice dem kleinen Ort Archers Post entgegen, wo es ein Camp gibt, das von Samburu-Frauen betrieben wird, die ihre Familien verlassen haben. Eine Art Frauenhaus! Die Samburu sehen wunderschön aus, mit bunten Kleidern und Umhängen, großen bunten Perlenplatten um den Hals, und einem aufwendigen paillettenbesetzten Kopfschmuck. Diese Kluft tragen die Hirten am Straßenrand genauso wie die Leute im Dorf und nirgends muss man sich anmelden oder jemanden bezahlen um sie zu fotografieren. Auch die Behausungen haben sich wieder verändert. Die Samburu flechten eine Art großen runden Korb und legen Tierhäute aufs Dach, was sehr malerisch aussieht. Das Womens Camp liegt nicht weniger malerisch an einem Fluss, in dem es Krokodile gibt, wir haben zwar mal wieder weder Strom noch Wasser, aber der Blick auf den Krokodilfluss und die Savanne dahinter ist unglaublich. Wir bleiben einen Tag, ruhen uns aus und pflegen unsere Autos. Die Jungs gehen Krokodile suchen und wir freunden uns mit meiner Fast-Namensvetterin Dola aus Nairobi an, die hier mit ihren Freundinnen das Wochenende verbringt. Sie ist ein richtig guter Typ und singt und spielt uns auf ihrer alten Schrabbelgitarre so schön vor, dass John spontan beschließt, ihr seine eigene Gitarre zu schenken. Das war vielleicht eine glückliche Dola, sie hat sich vor Begeisterung in den Staub geschmissen, gejuchzt und gezappelt vor Glück, ein rührender Moment, den wir alle – nicht nur Dola – sicherlich nicht vergessen werden.

Weiter Richtung Süden passieren wir Mount Kenya (in Wolken) und den Äquator (im Regen). Als wir in Nairobi ankommen (das so gefährlich sein soll, dass es auch Nairobbery genannt wird), ist es mal wieder fast dunkel, der Verkehr ist absolut unglaublich, die kennen hier echt keine Angst, und wir steuern ein weiteres berühmtes Traveller-Camp an: Jungle Junction. Welch ein Paradies! Hier gibt es alles: Garten, Gemeinschaftsküche und Aufenthaltsraum mit Sofas, Fernseher und Kamin, die wunderbarsten pieksauberen Toiletten und Duschen (mit Spiegel, Seife und Handtüchern!), Waschmaschine, Supermarkt und Geldautomat um die Ecke, und endlich auch das ersehnte Internet, zumindest wenn der Strom nicht gerade ausgefallen ist. Und natürlich jede Menge Traveller mit jeder Menge Tipps und Infos. Wir hören, dass Teile der großen Gnuherden noch immer im Masai Mara-Nationalpark sind. Um diese Zeit ziehen die Tiere wieder in die Serengeti zurück und wir hatten kaum zu hoffen gewagt, sie noch anzutreffen, wir wollen es auf jeden Fall versuchen und brechen auf.

Der Masai Mara empfängt uns gleich mal mit sechs – wenn auch schläfrigen – Löwen. Es hat etwas paradiesisches, wie hier die schönsten Tiere zusammenleben, als hätte man sie hingesetzt. Im Fluss planschen Krokodile und Hippos, im Baum sitzen Affen und Geier, darunter stehen Elefanten und Giraffen, dazwischen tummeln sich Warzenschweine. Schließlich finden wir eine Gnuherde, die sich anstellt, einen Fluss zu überqueren – das berühmte crossing, das alle sehen wollen. Wir haben einen Superplatz und warten auf das Spektakel, aber irgend etwas hindert sie, immer wieder schrecken sie zurück, und wir fürchten schon, dass wir es sind, die ihnen Angst machen, weil wir zu nah dran sind. Als sie aber ganz abgezogen sind und auch wir weiterfahren, sehen wir den wahren Grund: zwei Hyänen am Flussufer, die ebenso enttäuscht abziehen wie wir. Aber ein paar hundert Meter weiter trauen sich die Gnus dann doch. Es ist zwar keiner der berühmten großen Flüsse, sondern nur ein kleiner, aber crossing ist crossing und wir haben dieses ganz für uns allein. Wir sind fasziniert von der Organisation der Herde von mehreren tausend Tieren und fühlen uns an Tuesday Night Skating in Frankfurt erinnert. Als Ordner fungieren hier Zebras, die viel besser sehen können, als Gnus, und – vielleicht auch deshalb – viel ängstlicher sind. Sie bilden die Vorhut, wittern, spähen und sichern nach allen Seiten, scheuchen die Gnus vorwärts, lenken sie um oder stoppen sie, wenn Gefahr droht, und am Ende halten sie das Feld zusammen. Wir genießen das Schauspiel, das für alle Gnus gut ausgeht. Danach finden wir noch ganz alleine einen Geparden, der selbstbewußt durch die Steppe wandert, abends gucken wir neben grasenden Giraffen in die Sterne und haben ein richtiges Afrika-Safari-Feeling.

Auf dem Rückweg nach Nairobi – wo uns die Iren zur Halloween-Party erwarten – machen wir noch einen kurzen Abstecher zum Lake Naivasha – denken wir. Aber in Afrika kommt immer alles ein bißchen anders als man denkt, und dieser kleine Shortcut von 50km über die Berge wird zur härtesten Strecke bisher, und kostet uns alleine schon vier Stunden. Hier ist die Straße (oder was die hier so Straße nennen) nicht nur voller Löcher, Steine und Schlamm, sondern auch noch schmal und steil. Ein Rad in der Luft haben wir hier öfter mal, aber einmal habe ich das Gefühl, das Auto kippt wirklich auf die Seite, Riesenschreck für Dela, alles geht gut, aber viel hat da nicht gefehlt – finde ich zumindest, Marc ist natürlich viel cooler 😉

Zurück in Nairobi stellen wir uns einer neuen Herausforderung: angesichts der Tatsache, dass wir alle lange nur sehr wenig leckeres Fleisch bekommen haben, und hier ein Kilo bestes Filetsteak gerade mal sechs Euro kostet, haben die Iren und Michael die One-Kilo-Challenge ins Leben gerufen. Marc und ich entpuppen uns als Weicheier, die kaum über ein halbes Kilo hinauskommen, aber immer mehr Jungle-Junction-Bewohner finden die Idee klasse, und es wird eine Riesenfresserei, zu elft verdrücken wir immerhin acht Kilo, und machen am nächsten Tag gleich weiter, der Metzger wird unser Freund.

Während die Iren hier auf die Ankunft von Podges Eltern und Michael auf die seiner Freundin wartet, die für einige Wochen zu Besuch kommen, beschäftigen wir uns mit unserem Auto, an dem jetzt doch der Auspuff durchgerissen ist. Die Reparatur gestaltet sich nicht so einfach, wie gedacht, Marc bekommt Ruß ins Auge, dazu schüttet es immer wieder, und der Strom fällt dauernd stundenlang aus, was nicht nur heißt, dass wir dann nicht mailen können, sondern auch dass die Autowerkstatt schließt. Welcome to Africa.

Schließlich sind alle da, Marc kann wieder gucken, wir können kein Steak mehr sehen, die Iren machen sich (jetzt zu fünft in einem Auto) auf den Weg in die Masai Mara, Michael und Claudia wollen nach Uganda, und wir haben Sehnsucht nach ein paar Strandtagen und machen uns mit endlich montiertem Auspuff auf den Weg nach Mombasa und dann zur Küste.

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Ethiopia – Addis Ababa and the South

Es gibt Unterkünfte, die eine gewisse Berühmtheit unter Travellern genießen und von nahezu jedem angesteuert werden, der hier unterwegs ist. Rezeiky Camp in Luxor gehört dazu, der Blue Nile Sailing Club in Khartoum, und in Addis Abbeba ist the place to be Wims Holland House, eines der wenigen solcher Camps, von denen wir vorher schon gehört hatten. Und es könnte holländischer und einladender kaum sein. Internet funktioniert hier zwar auch seit Tagen nicht (und im Internet-Cafe dauert es fast eine Stunde, eine E-Mail zu verschicken – und das in der Hauptstadt!), aber es gibt Strom, fließendes Wasser, kaltes Bier, Bitterballen (!) und Platz für unsere Autos. Und einen warmherzigen gewitzten alten Holländer namens Wim, den wir genau wie seine junge hübsche äthiopische Freundin sofort in unser Herz schließen. Er erzählt uns von seinen Anfängen in Afrika, und zeigt uns alte Fotos. Michael und die Iren sind schon da und allesamt voller Flöhe. Die Armen sehen aus wie Streuselkuchen und wir sind noch einmal extra froh, dass wir fast immer in unserem schönen sauberen Auto schlafen können. Als endlich alle „flu-frei“ sind, feiern wir den Abend und Michaels Geburtstag mit Wim und einem holländischem Würfelspiel, einer Art Mäxchen, das von den Iren in eine üble Saufspielvariante abgewandelt wird. Guys, we hope you are soooo soooorry… 😉

Auch unser Auto wird gefeiert, denn es hat in Addis eine neue Windschutzscheibe bekommen. Bereits seit der Türkei wo uns auf einer ganz gewöhnlichen asphaltierten Landstraße von einem überholenden Auto ein Stein entgegengeflogen ist, fahren wir mit einem großen Stern in der Scheibe herum, dessen Sprünge sich inzwischen über die ganze Länge und Breite der Scheibe ausgeweitet haben. Wir hatten uns zwar schon fast an den Anblick mit den Klebstreifenflicken gewöhnt, aber wir haben noch einige Rumpelpisten vor uns, die wir lieber mit einer heilen Scheibe befahren und der neue klare Blick gefällt uns auch wieder ganz gut.

Die ganze Zeit über werden jetzt die chilenischen Bergarbeiter gerettet, andere Nachrichten gibt es wieder nicht. Wir nehmen das als gutes Zeichen, kaufen noch im Expat-Supermarkt von Addis ein (der heißt tatsächlich Bambi!) und machen uns auf den Weg nach Süden.

Die Landschaft hat sich wieder völlig verändert. Es ist flacher geworden, wärmer, und die grünen Berge sind einer Savannenlandschaft gewichen. Hier sieht Afrika aus, wie man es sich vorstellt. Zum allerersten Mal haben wir uns mit Michael und den Iren, die wir seit Wochen nur durch loses Austauschen der Reisepläne immer wieder treffen, für den Abend fest verabredet. Nur leider ist das Camp wo wir uns treffen wollen, seit Wochen geschlossen, und die umliegenden Lodges nehmen keine Camper. Ohne Internet können wir einander nicht kontaktieren, alles ist hier weit verstreut und so haben wir wenig Hoffnung, unsere Freunde bald wiederzusehen. Als wir aber endlich – es wird schon langsam dunkel – eine Campsite am See gefunden haben, prostet uns schon von der Terrasse ein fröhlicher Michael zu. Wir lassen uns an einem idyllischen Platz unter Schirmakazien am See nieder. Es gibt Hippos, Tilapia und Pelikane, jede Menge bunte Vögel, und direkt über uns nistet ein Fischadlerpärchen. Das Restaurant wird von einem charismatischen Amerikaner namens Edward und seiner Frau Jazzie betrieben, die zwar äthiopischer Herkunft ist, aber lange in den USA gelebt hat, amerikanischer kaum sein könnte und einen kleinen, total unäthiopischen Kläffköter namens Poogie-Boo besitzt. Es ist schon lange dunkel, wir haben gerade unsere köstlichen Burger verdrückt, da treffen – schwupps – die Iren ein. Wir beschließen, ein paar Tage zu bleiben, denn Jazzie macht uns ein Angebot, das wir nicht ablehnen können: am nächsten Tag wird eine Ziege geschlachtet, und es gibt Campfire mit Barbecue am Strand. Kann das Leben schön sein! Wir verbringen unbeschwerte Tage in der Hängematte, paddeln in Kanus herum, üben mit der Zwille zu schießen (nur halb so furchteinflößend wie eine AK 47) wir faulenzen, lesen und beobachten die Adler.

Aber bald zieht es uns weiter in den Süden. In Konso machen wir eine Mini-Stippvisite im Omo-Valley. Man kann hier Stämme besuchen, die mit sehr urtümlichen Bräuchen und Ritualen leben. Sie sehen spektakulär aus und ihre Rituale sind ziemlich bizarr: sie schlagen – rituell – ihren Frauen den Rücken blutig, springen über Stiere und sowas. Aber ist das alles noch echt, oder wird das nur noch für die Touristen und deren Geld veranstaltet? Und ist es eigentlich überhaupt besser, wenn es echt ist…? Um ihnen – echt oder nicht – dabei zuzusehen muss man sich im örtlichen Touristen-Büro anmelden, bezahlen, einen Guide anheuern, diesen wieder bezahlen, und jeden einzelnen Menschen, den man fotografiert, muss man nochmal bezahlen. Wir haben eigentlich eine Abneigung gegen derartige Ausflüge, aber was wir bisher an Bildern gesehen haben, sieht beeindruckend aus, die Iren haben (im Gegensatz zu uns) Platz für einen Guide im Auto und so wagen wir wenigstens einen Versuch. Der Ort, den wir besichtigen, ist schön, wir sind die Attraktion des Tages und an jeder Ecke, um die wir geführt werden, bauen sich Menschen auf, sorgfältig zurechtgemacht oder entblößt – je nachdem – und versuchen uns dazu zu bewegen, sie zu fotografieren oder ihnen irgendwelche Sachen abzukaufen. Ständig werden wir belagert und bedrängt, was wir sehen ist interessant, aber die Art der Präsentation ist nicht so ganz unser Fall. Als wir über die schlechte Holperstrecke langsam abrumpeln laufen uns Scharen von Kindern hinterher, die uns diesmal nicht mit Steinen bewerfen, sondern stattdessen versuchen, auf unser Auto zu klettern. Das irische Auto wird erfolgreich bestiegen, bei unserem endet der Versuch, sich irgendwo festzuhalten, wie wir später entdecken, in einem abgerissenen Metallbügel. Für das Kind wahrscheinlich ein Heidenspaß, für uns ein schmerzlicher Verlust, diesen Bügel brauchen wir um unsere Hintertür offenzuhalten, und er lässt sich nicht so einfach selbst basteln. Wir haben nach fast vier Wochen aber auch eigentlich genug von Äthiopien gesehen und steuern – diesmal gleich gemeinsam mit den Iren – das nächste Land an.

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Ethiopia – Highlands

Ethiopia, no more desert… but green lush mountains after the rainy season. Roads full of animals and lots and lots of people everywhere.. The contrast with Sudan could not be greater.. but loving it.

Es ist, als wären wir in ein Flugzeug gestiegen und um den halben Erdball geflogen. Alles, aber auch alles ist in Äthiopien anders. Die Religion (christlich), die Sprache (amharisch, saukompliziert) und die Schrift (eine Art Hieroglyphen), und auch der ganze Kalender: wir schreiben hier das Jahr 2003, den Monat März und die Zeitrechnung ist um sechs Stunden versetzt. Die Menschen sehen anders aus, und die Landschaft auch: das saftig grüne Hochland, in dem wir uns bewegen ist zwischen 2.500 und 3.500m hoch, die Berge türmen sich bis auf 4.500m Höhe, und es ist so kalt dass wir unsere Fleecesachen herausholen und Handschuhe und Mützen vermissen. Die Straßen sind löchrig und steinig (die Chinesen sind dran, aber noch nicht fertig) und unglaublich voll. Nicht etwa mit Autos, sondern mit Rindern, Ziegen, Schafen und Eseln. Und Kamelen! Dazu sind unentwegt massenhaft schwer beladene Menschen unterwegs. Kinder im Vorschulalter treiben ganze Kuhherden vor sich her (abends werden die Kühe auf der Straße gefüttert, nachts legen sie sich auf der Straße schlafen), und gegen Abend gehen die Leute offenbar auch mal einfach spazieren. Wenn wir die düsteren Hütten aus dürrem Holz betrachten, die im Schlamm stehen, ohne Strom oder fließendem Wasser, können wir das sehr gut verstehen.

Aus ist es auch mit der sudanesischen Zurückhaltung. Das Land ist dicht besiedelt und die Äthiopier sind brennend neugierig. Sobald sie merken, dass man anhält (und das dauert ungefähr zwei Sekunden), kommen sie angerannt, bauen sie sich um einen herum auf und starren einen einfach an. Das ist echt gewöhnungsbedürftig, macht Picknicke ungemütlich und unterwegs austreten wird zum Wettrennen. Kinder bewerfen einen ab und an mit Steinen (nicht wirklich böse, eher als Sport, so wie sie ihre Ziegen auch mit Steinen bewerfen), brechen aber fast immer in lautes, fast hysterisches Geschrei aus, wenn sie einen „Faranji“ sehen, und bestürmen einen, ihnen „money“, „pen“ oder „water“ zu geben. Mit „water“ ist nicht etwa Wasser gemeint, sondern die dazugehörige Plastikflasche, die hier wie alles Verpackungsmaterial eine echte Kostbarkeit darstellt. Dass dieses Land zu den saubersten gehört, die wir je gesehen haben, liegt wohl nicht zuletzt an dem rigorosen Pfandsystem, das hier herrscht. Es ist kaum möglich, eine Flasche Wasser, Bier oder Wein zu kaufen, ohne eine alte zurückzubringen. Wenn man neu in das Land einreist, nicht einfach. Mühsam betteln, schummeln und kaufen wir uns ein paar Flaschen zusammen und hüten sie wie einen kostbaren Schatz. Plastiktüten gibt es ebensowenig, und es hat keinen Sinn, Brot kaufen zu wollen, wenn man kein Behältnis dabei hat, dasselbe gilt für Milch, die ist überhaupt fast nur lose im Restaurant zu kriegen. Natürlich werden unsere ausgetrunkenen Plastikflaschen verschenkt, und wir sind beschämt, was für Freudentänze wir damit bei den kleinen Mädchen auslösen.

Das ganze Land ist voll mit Hilfsorganisationen, vom „vergessenen“ Afrika kann man hier kaum reden. In fast jedem Dorf gibt es ein Wasser-, ein Schul- oder ein Gesundheitsprojekt, dazu überall Tafeln mit „visions“, „missions“ und „objectives“ oder Mahnungen, die die Menschen anhalten, ihre Kinder zur Schule zu schicken statt zur Arbeit, erst zu verheiraten, wenn sie wenigstens das Jugendalter erreicht haben, oder auch darauf hinweisen, dass „also animals have feelings“. Darüber amüsieren wir uns nur solange, bis wir sehen wie nicht nur die Hühner hier transportiert werden (kopfüber hängend), sondern auch die Schafe (auf dem Autodach flach festgebunden). Die Menschen führen hier aber auch ein hartes Leben, vor allem die Mädchen und Frauen schleppen ständig unvorstellbare Lasten Wasser, Holz oder Gras durch die Gegend, während die Männer mit ein paar Ochsen und einem kleinen Holzpflug die Äcker malträtieren, oder lässig mit beiden Händen auf dem quer über die Schultern gelegten Stock ein paar Tiere vor sich hertreiben.

Wir ruhen uns ein paar Tage in Tim&Kim Village am Lake Tana aus, einem idyllischen Platz ohne Strom und fließendem Wasser, dafür mit grandiosem Blick über den See, Freiluftdusche aus dem Eimer und einem riesigen Feigenbaum, in dem sich die schönsten Vögel tummeln. Nach und nach treffen die meisten unserer Fährengefährten ein, Marc und Michael, der Motorradfahrer aus Köln, den wir schon seit Kairo immer wieder treffen, gehen fischen (erfolglos) und bald beschließen Tim & Kim zu unserer großen Freude, dass wir genug sind, um ein Barbecue zu machen. Das heisst, dass eine Ziege geschlachtet wird, was sich in einer Welt ohne Kühlschrank nur lohnt, wenn sie schnell gegessen wird. Kein Problem für uns, die Ziege schmeckt großartig, und kaltes Bier schleppt einer der Arbeiter regelmäßig aus dem Dorf herbei.

Gestärkt machen wir uns auf den Weg in Äthiopiens nördliches Bergland. Kurz nach der Regenzeit ist hier alles grün. Autofahren bedeutet hier, sich einen Weg durch die Tierherden zu bahnen. Dabei werden wir zu richtigen Verhaltensforschern: Ziegen und Schafe sind recht ängstlich und weichen meist rechtzeitig aus. Kühe und Kamele bleiben einfach stur in ihrer Bahn und sind gut einzuschätzen. Was absolut total unvorhersehbar ist, sind Esel. Esel ändern jederzeit völlig unerwartet, unlogisch und oft selbstmörderisch ihre Richtung. Sie sind echt gefährlich und wir alle haben vor ihnen Angst.

In Gondar gibt es eine echte Ritterburg, in der die Herrscher im Mittelalter in sagenhaftem Reichtum gelebt haben. Die Berichte der (wenigen) damaligen Reisenden darüber wurden in Europa in ungläubigem Staunen aufgenommen. Kostbare Teppiche, Gold und Edelsteine, erlesenes Essen, Wein aus Kristallgläsern, Kerzen und venezianische Spiegel in einer Burg mitten in Afrika. Dazu im Hof Löwenkäfige für in Ungnade gefallene Zeitgenossen.

Der Weg weiter in den Norden ist schön aber hart: 250 km schmaler steiniger Rumpelpfad in einer Steilwand, der uns und unser Auto ganz schön fordert. In der ersten Stunde schaffen wir nur 11 km! In der zweiten schon 18 und nach und nach schaukeln wir uns auf über 20, aber es wird ein langer Tag und ist längst dunkel, als wir endlich in Axum ankommen. Hier soll sich die Bundeslade befinden, nur überzeugen können wir uns davon nicht, da Touristen noch nicht mal in die Nähe der Kirche gelassen werden, in der sich dieser unerhörte Schatz befinden soll. Wir reisen weiter durch die grandiose Landschaft nach Debre Damo, einem uralten Kloster hoch oben auf einem Felsen in den Wolken. Der einzige Weg dorthin ist ein Seil, an dem man gut 15 Meter hochklettern muss, auch alle benötigten Waren und Güter werden daran hochgezogen. Nur Männer werden eingelassen, weibliche Wesen haben keinen Zutritt. Die 150 Mönche sind so streng, dass sie noch nicht mal weibliche Hühner zu sich auf den Berg lassen! Na wenn‘s denn der Heiligkeit dient… Marc und Michael machen sich auf den Weg und ich lagere mit den einheimischen Frauen am Fuß des Felsens, mache Fotos und habe meinen Spaß an den unterschiedlich ausgeprägten Kletterkünsten der Dorfjungs.

In Lalibela gibt es nicht nur die größte Attraktion Äthiopiens zu bewundern, insgesamt elf aus dem Fels herausgehauene neunhundert Jahre alte Kirchen, sondern es ist auch ein wunderschöner, einladender Ort. An dem wir – natürlich – wieder viele alte Bekannte wieder treffen. Wir lernen dazu noch Peter aus Belgien kennen, mit dem wir durch die Kirchen und die dunklen Gänge dazwischen krabbeln. Wir besuchen den Markt, lernen was eine Ziege kostet (rund 8 Euro), ein Esel (40) und eines von den riesigen Holzbündeln, die oft von ganz kleinen Mädchen durch die Gegend geschleppt werden (80 Cent). Wir haben das Gefühl, langsam das wirkliche Äthiopien kennenzulernen. Irgendwann trauen wir uns, Tej auszuprobieren, eine Art Honigbier, das man aus Reagenzgläsern trinkt. Das Zeug schmeckt wie nichts, was wir kennen, aber eigentlich nicht schlecht. Und wir haben einen lustigen Abend mit einheimischen Jungs in der Lehmhütte, wo es ausgeschenkt wird. In einem  vornehmeren Hotel, auf dessen Terrasse wir den Sonnenuntergang bewundern, läuft ein Fernseher und wir erfahren zum ersten Mal von den verschütteten chilenischen Bergarbeitern. Das Unglück muss schon kurz nach unserer Abreise passiert sein, und die armen Kerle waren die ganze Zeit da unten… aber offenbar plant man ihre Rettung, und andere Nachrichten gibt es bei BBC an diesem Tag nicht. Uns zieht es wieder in die Zivilisation, wir müssen unsere Vorräte auffüllen, hoffen auf Internetverbindung und nehmen Kurs auf die Hauptstadt.

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