Viele hundert Kilometer fahren wir nach Norden. Irgendwann lässt der Wind nach und es wird langsam etwas wärmer.
Viel zu sehen gibt es hier nicht mehr, aber das “normale” Argentinien interessiert uns ja auch. Wir machen eine Reihe lustiger und seltsamer Bekanntschaften. Auf einer der vielen verlassenen, heruntergekommenen und verdreckten Campsites, die hier die Regel sind, freunden wir uns mit einer Gruppe von LKW-Fahrern an, die im Auftrag der Regierung Küchenartikel als Hilfsgüter an die arme Bevölkerung verteilen. Auf einer anderen solchen Campsite treffen wir auf Thomé, der just an diesem Tag in Buenos Aires zu seiner großen Reise durch Südamerika aufgebrochen ist. Gemeinsam mit seinem nicht gerade zierlichen Berner Sennhund Vicente in einem R 4!
Auf einer der netteren Campsites freunden wir uns mit dem jungen Pärchen an, das das Gelände vor drei Wochen übernommen hat, und seitdem mit tatkräftiger Hilfe von Oma und Opa am aufräumen und Ordnung schaffen ist. Marc geht Opa ein wenig beim Baumschneiden und Lampen reparieren zu Hand, und schwupp, sind wir zu nächsten Übernachtung eingeladen, und schließlich auch zur Geburtstagsfeier des Onkels, der zugleich Präsident des Fischereiclubs ist.
Eine solche Feier beginnt hier nicht vor zehn Uhr abends und zu essen gibt es so ab elf. An die dreißig Leute sitzen an einem langen Tisch, wir beginnen mit Sandwiches, danach gibt es Empanadas, dann kommt Pizza, und schließlich Eis und Torte. Dazu gibt es Cola und Sprite, Bier und Wein. Um halb zwei verabschieden wir uns – da hatte man noch nicht einmal das Geburtstagsständchen gesungen und getanzt – und werfen am nächsten Morgen mal wieder eine der Vitamintabletten ein, die wir uns inzwischen zugelegt haben.
Nach drei heiteren, unbeschwerten und sonnigen Tagen fahren wir weiter. An der Tankstelle wundern wir uns über das wilde Gehupe, irgendwann haben wir das Gefühl, daß wir gemeint sind. Stimmt auch: es sind unsere LKW-Fahrer, die jetzt auf dem Rückweg nach Buenos Aires sind, und unser Auto erkannt haben. Auch dieses riesige Land scheint doch manchmal ein Dorf zu sein…
Buenos Aires hätten wir uns wirklich gerne ein wenig näher angesehen, aber es gibt hier keinen Ort, wo wir unser Auto sicher abstellen können. Aber hindurchfahren, das können wir, und am Karfreitag ist alles so angenehm ruhig und leer, dass wir eine ausgedehnte Privat-Stadtrundfahrt inklusive Picknick hinkriegen, bevor wir die Stadt wieder verlassen.
Wir übernachten am Rio de la Plata im Vorort Tigre – eine Mekong-artige Flusslandschaft und Heimat von River Plate, einem der vielen Traditions-Fußballclubs der Gegend. Eine Fußballschule steht hier neben der anderen, dazwischen die noblen bewachten Wohnviertel der Oberschicht. Bei der Weiterfahrt finden wir uns auf einmal auf der Panamericana wieder. Wie denn das, die führt doch eigentlich auf der anderen Seite der Anden durch Chile? Nun, irgendwie scheint Argentinien nicht ohne eine eigene Panamericana auskommen zu wollen.
Von hier aus wäre es ein Katzensprung nach Montevideo, aber unser Schiff von dort geht erst in einigen Wochen. Wir haben noch Zeit, den Norden zu erkunden.
In der Stadt Concordia steht ein verfallenes Herrenhaus, das ein französischer Industrieller im 19. Jahrhundert in eine zauberhafte Parklandschaft hat bauen lassen. Antoine de Saint-Exupéry war mit der Familie befreundet und hat viel Zeit hier verbracht. Dem kleinen Prinzen, zu dem ihn angeblich die beiden kleinen Töchter des Hauses inspiriert haben sollen, ist nebenan ein Denkmal gesetzt. Beim Näherkommen trauen wir unseren Augen kaum: ein stolzer junger Rittersmann schaut da von seiner Weltkugel herab, lässig gestützt auf – jawohl – ein Schwert!
Wie ein kleiner zarter und wohltuender Protest nimmt sich dagegen die Zeichnung des “echten” kleinen Prinzen auf der Wand des benachbarten Cafés aus.
Noch weiter im Norden besuchen wir die Grabstätte von Gauchito Gil, einem tief verehrten Volksheiligen. Überall an den Straßen findet man kleine rote Schreine und Fahnen, die diesem argentinischen Robin Hood huldigen, dem allerlei magische Fähigkeiten und Wunder zugeschrieben werden. Die Grabstätte selbst allerdings ist so zugebaut, dass man kaum etwas erkennen kann.
Wir halten uns lieber an die kleinen Stätten am Wegesrand, die hier jeder Reisende mit Autohupen begrüßt, und fahren weiter in den mehr und mehr tropischen Norden.
Lustig der R4 da möchte ich nicht,s suchen .
Wieder einmal ein tolles Abenteuer mit schönen Bildern.
Gute Fahrt!
hallo, ihr zwei – hab‘ schon lange auf euren neuen bericht gewartet. endlich war er da und wie immer interessant. ich wuensche euch noch schoene, warme tage und freue mich auf die naechsten bilder und nachrichten.
marina