Eine wundervolle frisch asphaltierte Landstraße führt uns an den roten Dünen entlang nach Osten, von Wasser hier zumindest keine Spur. Auch keine Menschen, keine Attraktionen, wir sind mal wieder in der Wüste gelandet. In einem Motel fragen wir, ob wir uns die Nacht über auf die Wiese stellen dürfen. Wir dürfen, bekommen noch eine Dusche angeboten und brauchen noch nichtmal was zu bezahlen. Dafür schaut später der Besitzer vorbei, Magiel, und fragt neugierig nach unserem woher und wohin. Wenn wir nach Gabarone wollen, sagt er, und nicht unbedingt Asphalt fahren wollten, dann könnten wir ihn am nächsten Tag auf seiner rund 200 km entfernten Farm besuchen. Na klar wollen wir, das Farmleben interessiert uns, und so stehen wir am nächsten Tag vor dem hübschen alten Farmhaus, das mehr als 12 km von der Straße entfernt liegt. Dass auch diese Straße schon durch sein Grundstück führt, erfahren wir von Giellie erst später. Seine Großeltern haben das Haus gebaut, inmitten einer Rinderfarm von für uns völlig unglaublichen 60.000 Hektar – 60 km lang und mehr als 20 km breit. Giellie und seine Frau Adèl bereiten uns ein herzliches Willkommen. Wir lehnen das angebotene Zimmer im Farmhaus ab, dürfen im Garten stehen, und werden sofort in die Familie aufgenommen, zu der noch die sechsjährige Tochter Chené und die Großmutter gehören. Abends drücken die beiden uns einen Drink in die Hand, packen uns in ihren Bakkie (so heißen hier die Pick-ups), fahren mit uns über die Farm zu ihrem Sonnenuntergangsplatz und erzählen uns von ihrem Leben. Anschließend wird – na klar – gegrillt, und wie lecker! Am nächsten Morgen werden die beiden Schafe, die am Abend zuvor geschlachtet worden waren, zerteilt, und Oma, Adèl und ich packen das Fleisch portionsweise ein und verstauen es in den unzähligen Tiefkühltruhen des Hauses. Anschließend stelle ich mich darauf ein die Fleischküche zu putzen, aber für sowas hat man hier Personal. Wir ziehen uns mit einem kühlen Drink an den Pool zurück, bevor wir nochmal die Schafherde besuchen, mit der die Männer schon zugange sind. Als die Schafe gezählt und sortiert sind, ist es zum weiterfahren schon ein bißchen spät, aber macht nichts, wir dürfen noch eine Nacht bleiben. Wir hängen unsere Hängematte auf und spielen mit Chené, während ein weiterer Angestellter unser Auto wäscht und putzt. Für uns ist so ein Leben mit Angestellten, die einem fast alle unangenehmen Arbeiten abnehmen, schon sehr ungewohnt, aber natürlich auch angenehm, hier scheint das etwas sehr normales zu sein. Abends fahren wir wieder zusammen über die Farm. Zwischen drei- und sechstausend Rinder leben hier, und dazu eine Menge wilder Tiere, die sich frei bewegen. Zebras, Kudus, Springböcke und Warzenschweine, auch Schakale und Leoparden. Von Zeit zu Zeit, wenn die Familie mal wieder Wild essen will, nimmt Giellie sein Gewehr (das ihn hier sowieso immer begleitet) und ein paar Kumpels und geht auf die Jagd. Abends kommen die Nachbarn vorbei, die allernächsten Nachbarn, die nicht weniger als 45 km hierher zurückgelegt haben. Von der Nachbarfarm eben. Unglaubliche Größenordnungen sind das hier. Die Kinder müssen alle in Internate zur Schule gehen, eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Zum einkaufen fährt man Stunden in die nächste Stadt, wohin auch die Post geschickt wird, und ansonsten lebt man ziemlich autark. Strom kommt vom Generator (um den nachts auszuschalten fährt man nochmal mit dem Auto), Wasser aus dem eigenen Brunnen und Gemüse aus dem Garten. Krank wird man besser nicht, und wenn man ein Kind erwartet (wie die Nachbarin gerade), dann geht man vorsorglich einige Wochen vor dem Geburtstermin ins Krankenhaus. Ein einsames, abgeschnittenes Leben ist das, und man könnte meinen, dass solche Leute stockkonservativ und eigenbrötlerisch sind. Diese Familie aber hier ist bei allem Traditionsbewußtsein jung und modern, fröhlich und weltoffen, und wir haben ein wundervolles und einzigartiges Wochenende mit ihr verbringen dürfen. Thanks again, Giellie, Adèl, Chené and Oma, it was wonderful to meet you, we had a great time with you and you gave us a wonderful experience on your farm and in your family which we will surely never forget! Beschenkt mit weiteren Fleischvorräten (which was also baai lekker, thank you so much) und nach – schon wieder – so einem Abschied mit schwerem Herzen ziehen wir weiter nach Osten Richtung Hauptstadt.
Hier können wir kurz E-mails lesen und erfahren, dass An und Jo, unseren belgischen Freunden vom Kaokoveld, just hier das Auto aufgebrochen worden ist. Genau vor der Polizeistation, alles war gut abgeschlossen, nichts lag offen herum und sie waren nur zehn Minuten weg. Drei Kameras und weiteres elektronisches Gerät weg, als hätte man auf Touristen geradezu gewartet. Wie gemein! Wir können gut nachfühlen, wie schlimm sowas ist und trauen uns nicht, unser Auto allein zu lassen. Abwechselnd gehen wir einkaufen und sehen zu dass wir aus der Stadt herauskommen. Wir sind am östlichen Rand von Botswana angelangt und haben vor, einen Freund zu besuchen.
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