“She will dance” sagt der Kapitän, als wir uns am Ostermontag nachmittags zum Auslaufen bereit machen, mit skeptisch-düsterem Blick in die Hafenausfahrt, in der schon mehrere Schiffe lebhaft herumschaukeln. Und fragt uns, ob wir gerne Achterbahn fahren. Na, der Mann weiß, wie man Frauenherzen erobert … 😉 Dafür dürfen wir beim Auslaufen auf der Brücke sein. Als der Lotse von Bord ist, wird im Radio Musik eingeschaltet und der Tanz beginnt. In der Hafenausfahrt ist die Fahrtrichtung exakt vorgeschrieben und wir können unseren Winkel zu den genau seitlich anrollenden Wogen nicht ändern. Unsere Purple Beach wird wie ein Spielzeugboot hin und hergeworfen. Wir staunen, wie viel Schräglage so ein – aus einer Höhe von 17m betrachtet – relativ harmlos aussehender Wasserhügel solch einem großen Schiff doch zufügen kann. Auf der Brücke ist zwar alles gut gesichert, dennoch rutschen, als wir 28° Schräglage erreichen, Karten vom Tisch, purzelt Geschirr durch die Gegend und fallen Handbücher aus den Regalen. Alle sind froh, als wir die letzte Boje umkurven und die Dünung von nun an zumindest schräg nehmen können.
Ich lerne, dass ich mir um das Schiff in dieser Hinsicht aber nicht allzu große Sorgen machen muss. Eher schon um die Menschen darauf, die viel empfindlicher sind, am allerehesten aber um die Ladung. Sie ist alles worum es hier geht. Und ab einem Neigungswinkel von 35° läuft der Kapitän Gefahr, Container zu verlieren, also wird er alles daransetzen, einen solchen Winkel zu vermeiden. Das Schiff hält viel mehr aus. Trotzdem ist dieser erste Abend auf See nicht gemütlich. An Deck trauen wir uns nicht mehr, das schwankt zu sehr und ist nass und rutschig, also sitzen wir in unserer Kabine, beobachten die umherrutschenden Möbel, unterhalten uns und versuchen uns irgendwie abzulenken. Unser Gin Tonic hilft uns nicht nur, lockerer zu werden, sondern gibt auch einen prima Neigungsmesser ab – wobei er, wie wir schnell merken, keinesfalls zu voll sein darf 😉
Die Nacht wird ein bißchen unruhig aber zum Glück sind wir beide ziemlich seefest – Marc ist ohnehin ein erfahrener Segler – und überstehen auch die Fahrt im Dunkeln ohne Seekrankheit. So richtig gut geht es uns am nächsten Tag trotzdem nicht. Wir haben den Kurs zwar geändert und bekommen die Dünung jetzt von schräg hinten, was schon viel angenehmer ist, dafür ist sie auch nochmal ein Stück höher geworden. Eine gemütliche Seefahrt ist was anderes. Einen Tag später sieht alles komplett anders aus. Wir haben Sonnenschein und Windstärke 8 von hinten. Die hohe Dünung ist einer rauhen See mit tanzenden Schaumkronen gewichen, aber zum Fahren ist das alles fein, und wir kommen prima vorwärts. Mariusz‘ Stimmung ist genauso aufgeräumt wie das Wetter, und wenn alles gut geht, werden wir schon am Abend Walvis Bay erreichen.