Wir wollen das Kaokoveld erkunden, den wilden und ursprünglichen Norden Namibias. Das macht man besser nicht allein, und wir sind froh, dass wir in Windhoek An und Jo aus Belgien kennenlernen, die das auch im Kopf – und sogar auch schon Cross-Erfahrung – haben. Zu viert starten wir in ein neues Abenteuer.
Die erste Übernachtung führt uns zu einer Farm, auf der Geparden/Cheetahs leben. Das Schild „Don’t enter, ring bell“ überzeugt uns sofort. Bei der ersten Begegnung mit den Geparden stehen wir alle vier stocksteif und vorsichtig, doch schnell kuscheln sich die Tiere an uns, legen sich schnurrend zu Boden, lassen sich genüsslich kraulen und schlecken unsere Hände. Unglaublich, so eine riesige schnurrende Schmusekatze, das ganze Tier zittert und brummt und klingt wie eine Art Traktor.
Der Kunene-Fluss, der ganz im Norden die Grenze zu Angola bildet, stürzt sich in Ruacana und Epupa in ziemlich spektakulären Wasserfällen in die Tiefe. Auch auf der Uferstraße hat sich ziemlich viel Wasser angesammelt, das wir manchmal gerade so noch durchfahren können, manchmal lieber auf steinigen steilen Offroad-Pisten umfahren. Wir nähern uns dem Land der Himbas, eines Volksstamms, der hier aufgrund der wirklich schwierigen Erreichbarkeit der Gegend noch fast unberührt nach seiner alten Kultur lebt. Die Frauen reiben sich komplett – inklusive der Haare – mit einer rotbraunen Paste aus Butter, Ocker und Kräutern ein, flechten sich Extensions (jawohl) in die Haare und sind zur Freude sicher nicht nur unserer Jungs samt und sonders barbusig und lediglich mit einem kunstvoll drapierten Lederrock und einigen Riemen bekleidet sowie aufwendig geschmückt. Verständigen können wir uns mit den Himbas praktisch nicht, und die Kamera finden sie entweder furchteinflößend oder sie wollen doch schon wieder Geld haben. Bei ein paar Kindern jedoch siegt die Neugier und so können wir wenigstens einige wenige Fotos machen. Die schönsten Himba-Bilder aber müssen wir in unseren Köpfen aufbewahren.
Wir fahren weiter in die Berge, immer höher und höher und nun wird die Straße wirklich schwierig. Immer steiler, immer enger, immer schroffer. Wieder und wieder steigen wir erstmal aus und begutachten die Geröllhalde, die da jeweils vor uns liegt. Wir schleppen Steine vor die schlimmsten Stufen und bauen uns – ich zugegeben mehr aus therapeutischen Zwecken – zum fotografieren auf. Jetzt habe ich wirklich Angst, dass das Auto umfällt oder aufsetzt oder sonstwie ernsthaft Schaden nimmt. Und zumindest ordentlich Respekt haben wir wohl alle vier. Aber was diese Autos können, ist unglaublich. Sie klettern förmlich, man das nicht anders nennen, Reifen um Reifen greifen sie um die Felsen und wuchten sich hoch, mit einer ungeheuren Kraft. Wir überstehen alles unbeschadet und haben an einem zehnstündigen anstrengenden Fahrtag knapp 50 km geschafft.
Da liegt noch einiges vor uns. Weiter und immer weiter geht es, nun bergab in die Wüste. Seit einer Woche haben wir nichts mehr einkaufen können, langsam geht alles Frische zur Neige, auch richtige Duschen haben wir lange nicht gesehen und mit unseren Wasservorräten müssen wir haushalten. Aber von Krisenstimmung keine Spur. Jeden Abend schlagen wir unser Lager an einem noch schöneren Platz in der Wüste auf, schleppen immer größere Holzbrocken für das Feuer an, teilen brüderlich unsere Essensvorräte, gucken in die Sterne und finden alles großartig. Die Weite und Einsamkeit um uns herum ist atemberaubend. Vor allem, wenn man auf einen Berg klettert, wirklich weit gucken kann, und doch nichts als weite Wüste sieht, ohne irgendwelche Anzeichen von Leben oder Zivilisation.
Zurück in Khorixas feiern wir nach fast zwei Wochen frisch geduscht Abschied von An und Jo, und schwelgen in Fleisch, frischem Gemüse und einer Menge Wein. Wir hätten uns keine besseren Mitfahrer für diesen Teil der Reise aussuchen können.
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