Wir fahren die Okavango-Panhandle entlang und dann hinein ins berühmte Okavango-Delta. Unser Camp im Moremi-Nationalpark ist nicht umzäunt, was das abendliche Löwengebrüll für uns zum Nervenkitzel macht. Morgens entdecken wir im Camp auch noch frische Löwenfußspuren – kaum zehn Meter von unserem Schlafplatz entfernt! Wir machen uns auf, das Delta zu erkunden. Natürlich gehört eine Bootsfahrt auch dazu, schließlich gibt es hier überall Wasser. Auf der Weiterfahrt mit dem Auto stoßen wir dann auf einen ausgewachsenen Fluss – quer über der einzigen Straße. Eine Weile streichen wir unschlüssig herum, dann erkundet Jan das Gewässer zu Fuß und versinkt dabei an der günstigsten Stelle knapp bis unter die Hüfte. Das finden wir zwar ganz schön tief, aber der Boden scheint nicht allzu schlammig zu sein, also entschließen wir uns, es zu versuchen. Die Abschleppseile vorsichtshalber schon mal angebracht stürzen wir uns als erste in die Fluten. Untersetzung rein, zweiter Gang, langsam Gas und los, es wird immer tiefer, dann kippen wir noch ein bißchen zur Seite, bloß nicht anhalten, bloß nicht schalten, bloß nicht steckenbleiben… noch ein Wackler, dann sind wir durch, uff! Jetzt Jan und Kerstin. Deren Auto ist ein wenig kleiner und auch schwächer als unseres und versinkt bis über die Reifen, aber auch sie schaufeln sich tapfer durchs Wasser und erreichen wohlbehalten das rettende Ufer – Abenteuer bestanden J
Die nächste Nacht verbringen wir nach einer kaum weniger abenteuerlichen Anfahrt in einer Flusslandschaft, deren Schönheit uns den Atem verschlägt. Überall sind Tiere, Hippos laufen herum und natürlich brüllen auch wieder die Löwen. Wir schnappen uns Jans große Lampe und machen uns zu viert auf einen Nacht-Game-Drive. Am Fluss machen wir die Fenster auf und horchen in die Nacht. Was wir hören ist so unglaublich laut, fremd und vielfältig… wir können nur raten, was für Tiere zu diesem ohrenbetäubenden nächtlichen Konzert beitragen.
Am nächsten Tag fahren wir weiter nach Savuti in den Chobe-Nationalpark, in dem es vor Elefanten nur so wimmeln soll. Und das stimmt! Auch dieses Camp ist nicht umzäunt und wir finden die Mungos, Nashornvögel und Streifenhörnchen, die uns Gesellschaft leisten, ganz putzig, schon bald allerdings kommen die Elefanten uns genauso nahe! Schutz bietet am ehesten noch das Waschgebäude, das man vor einigen Jahren zu einer Art Bunker mit meterdicken Betonmauern ausgebaut hat (nachdem eine Herde Elefanten das ganze Camp zerstört hatte), aber das ist ein ganzes Stück weg. Also müssen wir auf die Gutmütigkeit der Elefanten vertrauen und tatsächlich verhalten sich unsere Besucher friedlich. Wir bleiben – für unsere Verhältnisse – die halbe Nacht auf, denn es ist Silvester. Unsere letzten Alkoholvorräte werden vernichtet, wir lauschen dem Löwengebrüll diesmal untermalt mit Elefantentrompeten, und erleben den Jahreswechsel tatsächlich wach. Nacheinander stoßen wir auf alle unsere Freunde und Familienmitglieder an. Also Ihr Lieben hier nochmal: HAPPY NEW YEAR FROM BOTSUANA!
Als wir am nächsten Tag (nur ganz leicht verkatert) den Park wieder verlassen müssen, erleben wir mal schlecht gelaunte Elefanten. Vielleicht haben die auch einen Kater, jedenfalls haben sie keine Lust, uns vorbeizulassen, bauen sich drohend vor uns auf, legen die Ohren nach vorne, trompeten, und trampeln auf uns zu. Die ganze Fahrt geht das so, immer wieder, und mehr als einmal entscheiden wir uns, einen Rückzieher machen und abwarten. Entspannte Elefanten flößen uns schon Respekt ein, übellaunige finden wir eindeutig furchterregend!
Wir verlassen die Parks mit all ihren Tieren und wenden uns nach Süden. Die Suche nach einem Platz zum Buschcampen gestaltet sich schwierig, alles ist umzäunt, es wird schon langsam dunkel, und wir haben immer noch nichts, da treffen wir auf einen freundlichen Kuhhirten, der ausgezeichnet englisch spricht (hierzulande echt eine Ausnahme), und uns einlädt, in seiner Nähe zu übernachten. Ebenso erschöpft und dankbar nehmen wir das Angebot an und lassen uns nieder. Am nächsten Morgen bringt er uns – nachdem er geduldig gewartet hat bis wir ausgeschlafen haben – einen Eimer frisch gemolkener Milch vorbei (köstlich!!), und wir frühstücken zusammen. Er zeigt uns seine Rinder und erzählt uns viel von seinem Leben und als wir uns trennen müssen, tut es uns allen richtig leid.
Aber da wartet noch ein Abenteuer auf uns: wir wollen das größte Schutzgebiet Afrikas, die Zentralkalahari durchqueren. Und das hat wirklich etwas Abenteuerliches: alle Tanks voll Wasser und Sprit, die Autos voll mit Essen und Feuerholz, Karten, Kompass und Ferngläser gezückt und auf geht’s. Die Weite dieser Landschaft ist wirklich unbeschreiblich. Und doch ändert sich das Gesicht der Wüste ständig. Mal ist alles Sand, mal roter Staub, mal wachsen überall kleine weiße Blumen, mal gelbe, mal ist alles voll Buschland, und mal steht – jetzt zu Beginn der Regenzeit – alles unter Wasser. Die Übernachtungsplätze sind nur durch kleine Schildchen gekennzeichnet, ansonsten gibt es da nur noch eine Feuerstelle, das war‘s, man ist allein in der Wildnis. Und das gefällt uns natürlich. Auch als an Tag zwei nach einem ordentlichen Regen die Matschlöcher immer tiefer werden, und abends noch ein fetziges Gewitter über uns runtergeht. An Tag drei donnern wir mit unseren Autos nebeneinander durch eine tiefe Sandpiste, filmen uns gegenseitig und finden alles ganz wunderbar.
Am Rand der Kalahari haben wir noch Gelegenheit, die San zu besuchen, die Buschmänner (in unserem Fall eher Buschfrauen), die sich einigermaßen erfolgreich bemühen, ihre uralte Kultur am Leben zu halten. Marc und ich sind schon bei einer früheren Namibiareise den San begegnet und waren fasziniert, für Jan stand dieses Erlebnis noch auf dem Wunschzettel. Also hin: Wurzel um Wurzel graben sie für uns aus, fangen Ameisen, basteln eine Art Burger daraus, den sie genüsslich verdrücken, und dann wird auch noch Feuer gemacht. Ohne moderne Hilfsmittel versteht sich. Wir, die wir uns fast jeden Tag damit abplagen mit allen möglichen Hilfsmitteln unser meist nasses Holz zu Brennen zu bringen, sind beeindruckt.
Und machen uns auf den Weg zurück nach Windhoek. Die drei Wochen mit Jan und Kerstin sind wie im Flug vergangen, und der Abschied fällt uns richtig schwer. Wir müssen nun ein paar kleine Dinge an unserem Auto erledigen, unsere website updaten (jaja!), und uns überlegen, wo wir als nächstes hinfahren wollen. Es gibt noch viel zu sehen für uns im südlichen Afrika!
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