Für Wien haben wir uns einen Tag Zeit genommen, wir sind tatsächlich beide noch nie da gewesen. Eine prächtige Stadt! Bis obenhin voll mit Touristen, wie wir wohl auch welche sind 😉
Dann haben wir uns im strömenden Regen auf den berüchtigten Autoput geworfen, der von Wien über Budapest und Szeged nach Novi Sad in Serbien führt, und von da weiter nach Belgrad, Nis, Sofia und Plovdiv bis nach Istanbul. Der halbe Balkan ist hier unterwegs und den Autokennzeichen nach auch halb Europa. Aus fast allen holländischen und deutschen Autos lachen uns türkische Familien an. Es ist eine Rennstrecke durch eine eher unspektakuläre Landschaft. Nichts lädt zum verweilen oder besichtigen ein, es geht um rennen rennen rennen. Riesige Trucks donnern Richtung Süden, genau wie besagte Großfamilien, Touristen wie wir oder zerfledderte Ladas oder Yugos, die kaum noch schnaufen können oder auch Bauern mit ihren Mistwagen. Auf Straßen, die teilweise Autobahnen sind, aber manchmal auch schlaglochübersäte einspurige Sträßchen ohne Standspur, bei denen Überholmanöver manchmal zum haarsträubenden Nervenkitzel werden. Die scheinen einfach keine Angst zu haben hier.
Im August 1965, vor fast genau 45 Jahren, waren meine Eltern in einem alten Ford auf derselben Strecke unterwegs in den Urlaub bis nach Istanbul und weiter und hatten wunderbare Erlebnisse dort. Ich denke, das war damals ein Abenteuer, das mit dem vergleichbar ist, was wir uns in Afrika vorgenommen haben. Heute ist das hier sicher etwas völlig anderes.
Nachdem uns Österreicher und Ungarn ohne größere Herzlichkeiten begegnet sind, sind wir nun schon seit gestern in Serbien und fühlen uns unerwartet gut aufgehoben. Die Menschen begegnen uns hier mit einer großen Freundlichkeit, sie sind richtig fürsorglich, kümmern sich ständig darum, dass es uns gut geht und dass wir auch ja alles haben, was wir uns nur vielleicht wünschen könnten. Novi Sad (jaja) hat uns zwar gestern abend mit einem richtigen Gewittersturm empfangen, bei dem große Äste von Bäumen abgebrochen sind, aber gleich darauf kamen unsere besorgten Gastgeber angeeilt um zu fragen ob es uns gut geht und ob wir Angst gehabt hätten. Na, jetzt wissen wir wenigstens, dass unser Zeltaufbau wirklich eine Menge aushält. Und hier bei unserem zweiten Serbienstopp kam gleich ein alter Mann an und hat uns eine Pfauenfeder geschenkt, einfach so. Wir haben das Gefühl, die Serben haben es auch langsam leid, die Bösewichter Europas zu sein.
Wir nutzen den Nachmittag, um uns ein bißchen zu organisieren und die letzten Geschenke zu verstauen. Ihr Lieben, wir müssen nochmal richtig danke sagen, dafür, wir haben fast alles mitgenommen, Ihr habt Euch aber auch wirklich sehr gut Gedanken darüber macht, was man auf so einer Reise brauchen kann und was ins Auto passt. Inzwischen haben auch alle Schutzengel und Schutzbembelchen einen guten Platz gefunden und tun ihr Werk. Und die Sammlung, die ihr für uns veranstaltet habt, war ja auch wirklich sehr lieb von Euch. Wir haben so nicht nur unsere schönen Autoaufkleber von Euch bekommen, sondern auch noch fast die ganze Abschiedsparty damit bezahlt. Und die war zünftig. DANKE!
Morgen geht es weiter durch Bulgarien und dann in die Türkei.
Ein Kommentar zu Serbien und Autoput Wien – Istanbul