Diesmal sieht es wie ein ganz normaler Pazifikstrand aus, an dem wir landen: Sandstrand, Pelikane, Seelöwen undsoweiter. Aber wieder stimmt etwas nicht: das Wasser ist warm, richtig angenehm zum Baden. Wir müssen die Feste feiern, wie sie eben fallen, und machen ein paar Tage Beachlife.
Wir lernen unseren ersten peruanischen Nackthund kennen. Colosso halten wir erstmal für unsagbar hässlich, und er fühlt sich auch seltsam an, aber dieses Tier hat Persönlichkeit und ist nicht nur klug und fürsorglich, sondern geradezu charmant zu uns, so dass wir es schnell in unser Herz schließen, und irgendwann auch gar nicht mehr hässlich finden.
Am Strand finden wir lauter tote Tiere. Nicht nur Pelikane und Tölpel, sondern auch jede Menge Meeresschildkröten, viele Seelöwen, und sogar einen ausgewachsenen Mantarochen. Niemand kann uns richtig erklären, warum gerade hier so viele tote und halbtote Tiere herumliegen, jeder hat so seine Vermutungen, und alle sind traurig.
Es wird Zeit, das “echte” Peru kennenzulernen, und dafür fährt man natürlich wieder in die Berge. Noch einmal stoppen wir in Talara, essen dort das beste Ceviche unseres Lebens bisher (und glaubt uns, wir haben schon viele Ceviches gegessen auf dieser Reise), dann durchqueren wir eine kleine Wüste, was uns ja immer gefällt, und schwingen uns mal wieder quer über die Andenkordilleren. Wir finden einen Wasserfall, der mit 700 m Höhe in der Weltrangliste einen der vorderen Plätze einnimmt.
Dann müssen wir natürlich nach Kuelap, dem “kleinen Machu Picchu“, das so einfach und leicht mit einer Seilbahn zu erreichen ist. Ist es wohl auch – wenn nicht gerade Montag ist, so wie heute, denn montags (und zwar JEDEN Montag) wird die Seilbahn gewartet und ist außer Betrieb. Aber wir wollen nunmal heute da hoch und haben schließlich ein Auto, also machen wir uns selbständig auf den Weg.
Unterwegs begegnen wir mehr und mehr der indigenen Ureinwohner – Indianer oder Indios darf man hier nicht sagen, das finden sie diskriminierend. Nun also, diese Indigenen sehen natürlich interessant aus, mit ihren Trachten und Röcken und Hüten, aber sie machen es einem nicht gerade einfach. Uns begegnen die meisten jedenfalls abweisend, mürrisch und desinteressiert. Kaum einmal wird unser Gruß oder ein Lächeln erwidert, oft drehen sie uns gar demonstrativ den Rücken zu. Das finden wir schon sehr befremdlich, eigentlich fast verletzend, aber wir bekommen bald mit, dass sie auch untereinander nicht freundlich sind, jedenfalls nicht nach unseren Maßstäben. Uns kommt es wie ein gelangweiltes ausdrucksloses nebeneinander herleben vor. Alleine mit Armut und harter Arbeit können wir das nicht erklären. Wir haben schon viel Armut gesehen, die Freundlichkeit und Herzlichkeit keinerlei Abbruch getan hat, vielleicht sogar im Gegenteil. Aber gut, wir müssen es wohl hinnehmen. Wir grüßen und lächeln jedenfalls unverdrossen weiter, und wenn es dann doch mal erwidert wird, freuen wir uns extra. Fotos von ihnen können wir aber leider nur wenige machen.
Die Festung Kuelap, die so imposant da oben auf den Bergen thront, haben wir dann fast für uns alleine.
Am nächsten Tag wandern wir durch die Berge zu einigen bemalten Felsengräbern. Wie die Festung Kuelap sind sie nicht von den Inkas errichtet worden, wie sonst das meiste hier, sondern von den Chachapoyas, den “Wolkenmenschen”, die hier in den Bergen am Rand des Amazonasbeckens tausend Jahre lang herrschten, und sich lange Zeit nicht haben von den Inkas unterwerfen lassen.
Irgendwie ergibt es sich, dass mein Geburtstag ein Fahrtag ist. Noch dazu ein recht krasser, nämlich wieder eine dieser berühmt-berüchtigten Todesstrecken, schmal und einspurig ohne Leitplanken durch senkrechte Felswände. Ich bin ja eigentlich eher ein ängstlicher Mensch, und für sowas echt nicht gemacht, aber es gibt mal wieder keine vernünftige Alternative, und die Strecke soll zumindest schön sein. Also, tief durchatmen und auf gehts! Und in der Tat, die Landschaft (natürlich geht es wieder quer über die Anden) ist so dermaßen umwerfend schön, dass die Furcht vor der Strecke schnell in den Hintergrund tritt.
Atemlos bewundern wir diese Bergwelt, die einfach viel gewaltiger und imposanter ist, als alles was wir aus Europa kennen. Acht volle Stunden schrauben wir uns da durch, Einkehr- oder Übernachtungsmöglichkeiten gibt es unterwegs keine, und nur ab und zu wird es etwas still im Auto, wenn ich mich mit schweißnassen Händen, an die Haltegriffe klammere und versuche, nicht nach unten zu sehen. Aber Marc und unser Auto absolvieren die Sache souverän, und bringen uns alle wohlbehalten nach Cajamarca, gerade noch rechtzeitig, um mit den letzten Sonnenstrahlen auf meinen Geburtstag anzustoßen. Und der peruanische Sekt schmeckt gar nicht schlecht
So fern und doch so nah! Wie schön daß ihr uns an eurer abenteuerlichen Reise teilhaben laßt. Ich grusele mich mich schon wenn Du erzählst, Dela, auf welchen Strecken ihr euer Auto lenkt, und dann noch die Fotos dazu, und diese Felsengräber ! Schrecklich! Kein Wunder daß die Menschen so unfreundlich sind. Da bin ich kein bißchen neidisch, eher schon auf die schönen Tage an Strand. Und die Frau am Webstuhl beweist ja daß es auch anders geht. Bitte passt gut auf euch auf, ich möchte daß ihr UNVERSEHRT zurückkommt. Übrigens, was sind Ceviches?
Liebe Grüße
mama
Hallo Edith,
Dela und Marc werden das sicher erklären, aber es gibt in der Wallstrasse gegenüber vom Lobster/Coque en Vin (ehemaliges ConMoto) jetzt ein Peruanisches Restaurant. Die machen auch Ceviche.
Liebe Grüße,
Alex
Oh, Ceviche ist total lecker, das ist roher Fisch in mundgerechten Häppchen, in etwas Limettensaft gebeizt, mit roten Zwiebeln, Koriander und ein wenig Chili. Ein bißchen wie würziges Sushi, der Fisch muss natürlich perfekt sein, aber dann schmeckt es umwerfend, und es gibt tausend Variationen, mit verschiedenen Fischen, Krabben, Muscheln oder Tintenfisch und unterschiedlichen Saucen, länger oder kürzer gebeizt und was weiß ich noch. In Peru ist es Nationalgericht und es wird ein richtiger Kult darum gemacht, aber inzwischen bekommt man es in fast ganz Süd- und Mittelamerika an den Küsten. In Europa kommt es langsam auch in Mode, und genau wie Alex geschrieben hat, hat gleich bei uns um die Ecke gerade ein Ceviche-Restaurant aufgemacht. Vielleicht hast Du ja mal Lust das auszuprobieren 🙂
Nachträglich alles Gute zum Geburtstag, liebe Dela. Und ein spannendes neues Lebensjahr.
Ganz herzlich aus Frankfurt,
Oliver
Hallo Ihr beiden,
mal wieder eine spannende Aktion mit tollen Bildern.
Leider etwas traurig am Strand.
Die Serpentinen benötigen sicher können und einen guten Magen.
Weiterhin beste Gesundheit und
gute Reise wünscht euch Wolfgang.
hallo, ihr zwei – wie schoen, wieder was von euch zu sehen und zu lesen. auch spannend. macht richtig spass, euch aus der trockenen, warmen, heimeligen wohnstube in europa in dem so gar nicht menschenfreundliche gebiet von peru zu begleiten. na ja,hier gbts auch unfreundliche leute. zur genuege. eure fotos gefallen mir sehr, ein bisschen neidisch auf diese erfahrungen bin ich auch. uebrigens: habt ihr eurer mutter erklaert, was „ceviche“ ist? kann gar nicht glauben, dass sie das nicht weiss. sie ist doch dauernd in den entsprechenden kreisen in frankfurt unterwegs. vielleicht rufe ich sie an und erklaere es ihr, wenn ihr es nicht schon getan habt.
und jetzt noch: verspaetete geburtstagsgruesse, alles, alles gute. auf ein wunderbares neues lebensjahr von dir liebe dela. alles gute, marina
Liebe Dela, lieber Marc,
erst mal nachträglich alles Gute für Dich, Dela! Ihr schreibt so schöne Berichte und seht auf den Fotos oft so richtig zufrieden und glücklich aus. So soll das sein! Viel Spaß weiterhin und kommt heil zurück!
Liebe Grüße
Tjark
Hi ihr zwei beiden,
auch wenn ich mal wieder viel zu spät bin: erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag nachträglich an dich, Dela.
Sehr schön zu lesen wie auch zu sehen, was ihr so erlebt. Super finde ich auch, dass ihr immer noch so ein „Wissenshäppchen“ in eure Texte mit einstreut. Natalie, Finchen und ich wünschen euch noch viele schöne Erfahrungen und Entdeckungen. Haut ‚rein!
PS.:
So, damit ihr auch „Ffmtechnisch“auf dem neuesten Stand seid: Die Eintracht scheint sich nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Wahnsinnstor des 7,5 Mio-Mannes Haller eingegroovt zu haben und befindet sich nun bereits auf Platz 8 der Tabelle. Hingegen fehlen auf dem Konsti-Markt immer zwei gut gelaunte und nette Menschen. Bildet Euch ja nicht ein, dass Ihr gemeint seid.
…muss schnell machen…die Kleine hat Hunger…
😉