Hier hört der Asphalt auf. Bald danach auch warme Duschen, W-Lan und dann das Telefonnetz. Geldautomaten und Supermärkte gibt es schon lange nicht mehr.
Es ist nicht das Ende der bewohnten Welt, es gibt immer noch Farmen, aber die liegen extrem weit auseinander und sind weitgehend auf sich gestellt. Dafür gehört das Land, das sie oder ihre Vorfahren gerodet haben, ihnen, dort sind sie ihr eigener Herr, und sie tun und lassen, was sie wollen.
Wir nehmen einen Abzweig der Carretera, der uns durch ein schmales Tal an die Küste führen soll. Hier wird es noch einsamer. Und der Regen setzt wieder ein.
Nach vielen Stunden am Ende des Tales stoppt uns eine nagelneue Brücke mit Höhenbeschränkung: unter dem 2,50m-Balken kommen wir nicht durch. Wir müssen umdrehen und finden einen zauberhaften kleinen Strand am Flussufer, wo wir übernachten können.
Auf dem Rückweg am nächsten Tag lässt der Dauerregen etwas nach und wir sehen ein wenig mehr von der malerischen Landschaft, die uns umgibt. Um uns herum drängen sich schnee- und gletscherbedeckte Berge, die nach den wirklich ergiebigen Regenfällen aus jeder Pore sprudeln. Sie sehen aus, wie riesige Wassersäcke, die überall angestochen sind. Wasserfälle in allen denkbaren Variationen säumen unseren Weg. Wir nutzen die Gelegenheit und füllen unseren Tank mit dem kühlen kristallklaren Gletscherwasser.
Zurück an der Carretera erreichen wir den großen, leuchtend blauen Lago General Carrera. Hier kann man auf einem Boot kleine Marmorformationen und –grotten von hinreißender Schönheit besuchen:
Wieder verlassen wir die Carretera, um dem schönen blauen See noch ein wenig weiter zu folgen. An unserem traumhaften Übernachtungsplatz am See lernen wir endlich mal Motorradfahrer kennen. Wir dachten schon, es gibt hier gar keine mehr. Josh und Louise aus Colorado mögen wir sofort, und als Louise erklärt, dass sie manchmal ein Stück in ihrem grünen Tutu (s.u.) fährt, um nicht so cool zu wirken, erobert sie vollends unser Herz.
Wie auch der blaue See, an dem wir uns einfach nicht sattsehen können:
Wir fahren so oft von der Carretera herunter und wieder zurück, dass wir immer wieder dieselben Fahrradfahrer treffen, von denen es hier wirklich eine Menge gibt. Die bleiben natürlich auf der Carretera, und finden es sehr lustig, dass wir quasi dasselbe Reisetempo haben, wie sie selbst.
Unser nächster Abzweig führt uns in den Parque Patagonia, einen weiteren Park des Ehepaares Tompkins (Ihr wisst schon, der North Face-Gründer), das hier sogar gelebt hat, bis Douglas Tompkins vor zwei oder drei Jahren bei einem Kayakunfall in dem schönen blauen See ums Leben gekommen ist. Sein Flugzeug steht noch auf dem Rasen der ehemaligen Estancia, die das Herzstück dieses weiteren grandiosen Parks bildet.
Hier finden wir Guanacos, bärtige Bäume – und Sonnenschein!
Am Abend schaut Anggel vorbei, der junge Ranger, der für diesen Teil des Parks zuständig ist. Wir trinken zusammen Rotwein, und erzählen uns Geschichten über Nationalparks, die Natur, und die Welt. Irgendwann geht er schlafen, und um zwölf Uhr stoßen wir alleine zu zweien auf das neue Jahr an – es ist Silvester. Nacheinander trinken wir auf unsere Familien und alle Freunde, die uns einfallen – Euch alle – einen nach dem anderen, bis die Flasche chilenischer Undurraga alle ist. Nochmal an dieser Stelle: Euch allen ein frohes, glückliches und gesundes neues Jahr!
Am nächsten Tag regnet es immer noch nicht, und wir nehmen uns als Neujahrsspaziergang eine richtige Wanderung durch die traumhafte Landschaft vor.
Dass wir beide – also auch ich – über diese Hängebrücke gelaufen sind, können wir hinterher selbst kaum glauben. Anggel erzählt uns später, dass manchmal die Kondore hierher kommen, und unter der Brücke hindurch fliegen.
Im neuen Jahr will Anggel den Berg hinter uns besteigen – als erster! Der Berg hat eine kleine Felsspitze, die tatsächlich noch niemals jemand bestiegen hat, wie Douglas Tompkins, der die Estancia in den sechziger Jahren gekauft hat, Anggels Chef einmal erzählt hat. Ist es nicht eine faszinierende Vorstellung, dass es tatsächlich noch Berge in der Nähe von Menschen gibt, die noch nie bestiegen worden sind?
Wieder geht es ein Stück weiter die Carretera nach Süden, wieder überholen wir ein paar unserer Radfahrer, und wieder biegen wir ab. Eine völlig andere Landschaft als im Parque Patagonia erwartet uns hier. Düster, kalt und fast bedrohlich liegt dieser Gletscher da vor uns. Deutlich ist zu sehen, dass er mal um ein vielfaches größer war. Eisig stumm und fast anklagend, wie uns scheint, liegt das leere Gletscherbett vor uns. Wie zur Strafe zeigt er auch keine Abbrüche oder auch nur Wasserfälle, dieser Gletscher hier stirbt ganz unspektakulär und schmilzt einfach still und leise ab.
Wir freuen uns richtig, als wir zurück auf der Carretera wieder Blumen sehen.
Wir erreichen das Fischerdorf Tortel, das sich malerisch an einen Fjord schmiegt, und völlig ohne Straßen auskommt. Hier bewegt man sich ausschließlich auf Holzstegen und – treppen fort.
Ganz in der Nähe in Puerto Yungay hörte noch vor fünfzehn Jahren die Carretera auf, wovon ein Schild zeugt, das General Pinochet namentlich erwähnt – passiert sonst nicht mehr so oft in Chile.
Wir verabschieden uns von unseren Lieblings-Radfahrern Bob und Renée aus Leiden, die wir viele viele Male getroffen haben, mit denen wir Weihnachten gefeiert und manches Bierchen geleert haben, und besteigen eine Fähre, die uns zum südlichsten Teil der Carretera Austral bringt.
An unserem völlig einsamen Schlafplatz auf der anderen Seite erhalten wir am nächsten Morgen überraschend Besuch: eines der vorbeifahrenden Autos hat uns gesehen, und sofort erkannt. Es sind Ueli und Myrta aus – na klar – der Schweiz, die ein sehr ähnliches Auto fahren, wie wir, und die wir bislang nur ein einziges Mal getroffen hatten, und zwar im Norden von Ecuador. Das war vor fünf Monaten.
Welch ein schönes Wiedersehen, auch wenn es schon wieder regnet, wir kuscheln uns zu viert in unser Auto, haben uns viel zu erzählen, und die Zeit vergeht wie im Flug, bis die beiden zu ihrer Fähre nach Norden müssen. Wir dagegen wenden uns weiter Richtung Süden durch die immer schroffere Landschaft.
Im Nieselregen erreichen wir die winzige Ortschaft Villa O’Higgins.
Hier endet die Carretera Austral. Südlich von uns beginnt das südliche patagonische Eisfeld. Hier ist kein Durchkommen mehr. Die eine Seite des Eisfelds liegt jenseits des Andenkamms in Argentinien, die andere im Pazifik.
Bis vor kurzem war die einzige Möglichkeit, von hier aus weiter nach Süden zu kommen, mehrere hundert Kilometer zurückzufahren, und dort nach Argentinien zu wechseln, wo die Ruta 40 entlang des Eisfeldes nach Süden verläuft. Seit letztem Sommer aber gibt es eine Fähre, die von hier das Eisfeld im Westen umfährt. Einmal in der Woche bringt sie ihre Passagiere in 42 Stunden durch schmale Fjorde, all dieses kleine Inselgekrösel am südwestlichen Ende von Chile, nach Puerto Natales in Südpatagonien. Auf dieser Fähre haben wir für uns und unser Auto einen Platz ergattert, und freuen uns sehr auf die Überfahrt.
– [x] Hallo ihr Beiden, wir hätten gern einen Piscu Sour mit Euch getrunken, als wir am 25.12. In Arequipa gelandet sind aber da hattet Ihr Peru bereits In Richtung Chile verlassen. Eure Reiseberichte und Eure Fotos sowie die Erfahrungen, die Ihr gemacht hattet konnten wir auf unserer Reise durch Peru mit unseren Erlebnissen vergleichen und teilweise auch bestätigen. Ihr hattet definitiv das schönere Wetter in Machupicchu. Aber der Faszination dieses Ortes hat der Regen keinen Abbruch getan. Uns hat die wirklich gute Organisation auf dem Weg dorthin aber auch generell in Peru überrascht. Jetzt sind wir auf dem Weg nach Lima von wo aus wir Peru am 11.1. Richtung Frankfurt verlassen. Ich wünsche Euch auf auf eurer Reise durch Südamerika weiter alles Gute und werde Euch über Euren Blog weiter verfolgen. Lieben Gruss aus Lima – Roland B.
Wow!! Dit zijn pas vakantiekiekjes….
Wat een prachtige plastjes!!!
Dikke kus, laurien
Ich wünsche euch auch ein gute neues Jahr.
Wieder super schöne Bilder, da kann man nur neidisch werden.
Ich wünsche euch weiterhin eine gute sichere Reise.
Wow, wow, wow!
Was ist das für eine regenbogenartige Erscheinung über dem Horizont auf dem vorletzten Bild?
Na, ein Regebogen! 😀
Hier sieht halt alles manchmal ein wenig anders aus, als bei uns…
dankeschoen wieder einmal fuer euren bericht mit den tollen illustrationen. auch ich wuensche euch beiden ein gutes, gesundes und erfolgreiches jahr 2018 und hoffe, euch nach dieser abenteuerlichen reise durchs „unwirkliche“ bald zu sehen und live von eurer reise zu hoeren. bleibt gesund und weiterhin so guter dinge. ich halte alle daumen fuer eine gute, ereignisreiche weiterfahrt in den sueden.
bis zum naechsten bericht
alles, alles gute und liebe
marina
Ebenso ein frohes neues Jahr.
Finde ich toll wie ihr Silvester zelebriert habt.
Völlig hingerissen folge ich wieder euren abenteuerlichen Bericht mit den faszinierenden Fotos. Respekt für die Schaukelbrückenwanderung.
Mit dem Fahrrad ist das natürlich auch ein tolles Erlebnis.
Die Farbe des Wassers und die Formen der Felsen am blauen See.
Die Wasserfälle und und und. Ich komme aus dem Staunen nicht heraus.
Weiterhin wünsche ich euch eine tolle und sichere Reise.
Hallo Dela und Marc,
immer wieder schön, bei einem Kaffee die prima Bilder zu betrachten und die Texte damit in Einklang zu bringen. Da bin ich mal auf den Bericht der Überfahrt gespannt…..
Für Euch auch ein gutes neues Jahr!!!
lg Emu
Hallo Marc und Dela, endlich habe ich die Muße in euren Blog zu schauen und wollte nicht verpassen, Euch noch ein schönes neues Jahr zu wünschen. Wir waren Anfang des Jahres mal wieder auf Kreuzfahrt von Abu Dhabi nach Goa und Mumbai, auch seeeehr interessant. Lass es euch gut gehen, wir hören uns…. LG, Martina
Wieder mal sehr schöne Bilder vom anderen Ende der Welt! Ist schon toll, bis in welche Winkel der Erde das Internet reicht, und dass wir Euch auf diese Weise so einfach begleiten können.
Liebe Grüße!
Jörg
Ich kann kaum erwarten zu wissen wie die 42Stunden und die restlichen Tage gelaufen sind! Habt noch viel Spaß! GLG