Sudan

We travelled through Sudan without any problems, enjoying beautiful landscape and extremely nice and welcoming people. We are more then 10.000 km away from Frankfurt now…

Die ersten Dinge, die uns auffallen, sind, dass die Frauen kaum noch verschleiert sind, wir nicht mehr angebettelt werden und dass man kaum noch Waffen sieht. Während wir in Ägypten bei jeder Straßensperre (und davon gibt es reichlich) von mindestens zwei Gewehrläufen ins Visier genommen wurden, gibt es hier noch kaum überhaupt mal eine Straßensperre. Alles wirkt sehr entspannt und friedlich. In dem kleinen Ort am Nil, in dem wir zum einkaufen anhalten, werden wir vom Bäcker zu zwei kalten Cola eingeladen und bekommen einen ersten Nubisch-Sprachkurs. Beim Picknick unter Palmen am Nil werden wir mit Datteln beschenkt und um Medizin gegen Hautausschlag gebeten. Wir haben jede Menge Medikamente dabei und lassen uns nicht lumpen, was gleich weitere Patienten zu uns führt. Wir verschenken auf jeden Fall lieber Allergietabletten und Magentropfen als Geld, Zigaretten oder Kugelschreiber, nach denen wir in Ägypten ständig gefragt worden sind.

Der Sudan ist, ähnlich wie Ägypten, ein großes wüstiges Land, mit viel Grün und Ackerbau rechts und links des Nils. Sonst ist hier vieles anders als in Ägypten. Die Lehmhäuser mit ihren bunten Türen, die sanften und freundlich scheuen Menschen, kaum jemand spricht ein Wort Englisch, und das Essen ist besser. Der Sprit kostet hier paradiesische 12 Eurocent der Liter, das Wasser ist wesentlich teurer und wird langsam zum Problem für uns. Nicht, dass es keins gäbe, aber zu kaufen gibt es nur die kleinen Halbliter-Plastikflaschen, die bei den Mengen, die wir bei weit über vierzig Grad so in uns hineinschütten, nicht viel Sinn machen. Fließendes Wasser mit Wasserhähnen, aus denen wir unsere Tanks füllen könnten, gibt es überhaupt nicht. Die Sudanesen benutzen ausschließlich Nilwasser, das sie zum trinken durch Amphoren filtern. Diese Wasserstationen stehen jedem zur Verfügung, aber trinken wollen wir das nicht, und es als Brauchwasser zu benutzen, kommt hier nicht so gut an.

Also üben wir uns von nun an in Wasser- statt Bierorganisation und Haarewaschen wird zum Buschvergnügen a la „Jenseits von Afrika“. Naja, es gibt Schlimmeres 😉 Und Buschcampen ist angesagt, denn Unterkünfte gibt es ebensowenig wie Restaurants. Dafür ist das Straßennetz perfekt ausgebaut und sämtliche Hauptverkehrsverbindungen durchgehend asphaltiert. Die Chinesen haben der Infrastruktur dieses Landes innerhalb weniger Jahre einen gewaltigen Schub verpasst, und nicht nur Straßen gebaut, sondern auch gleich noch Staudämme, Elektrizitäts- und Mobilfunknetze. Was sie dafür bekommen haben mögen von einem derart armen Land können wir nur erahnen.

Anzusehen gibt es auch eine ganze Menge, da sind Tempel, Pyramiden und unterirdische Königsgräber, vieles davon Unesco-geschützt und mit saftigen Eintrittsgeldern versehen, aber in einem erbärmlichen Zustand und schwierig zu erreichen. Um die Königsgräber von Kurru anzusehen, ein Weltkulturerbe immerhin, quälen wir unser Auto fast eine Stunde über eine sumpfige Schlammpiste, die ohne Vierradantrieb kaum zu bewältigen wäre, suchen uns kaputt, bis wir von Kindern angehalten werden, die den Kassierer suchen, der uns umgerechnet 20 Euro pro Person abknöpft und in ein Buch einträgt, um dann den Wächter auftreiben, der den Schlüssel und die Lampe hat. Der wandert dann mit uns zu den Gräbern, krabbelt mit uns hinein, und versucht sie uns ohne jede Englischkenntnisse zu erklären, bevor wir uns über dieselbe Piste wieder zurückschaffen. Vorher beschimpfen wir noch die Kinder, die an unserem Auto versucht haben, abzumachen, was abzumachen geht, glücklicherweise haben sie nicht mehr als die Ventilkappen erwischt.

An diesem Abend haben wir Schwierigkeiten, ein gutes Nachtlager zu finden, zumal uns der Mond, der uns die letzten Nächte beschienen hat, verlassen hat. Es ist unglaublich, eine wie große Rolle der Mond bei dem Leben, das wir hier führen, inzwischen spielt. Ist er abends da, und vielleicht noch einigermaßen voll, ist es so hell, dass man keine Lampe braucht. In solchen Nächten sitzen wir stundenlang draußen in der Wüste, genießen jeden Augenblick, und haben überhaupt keine Lust, schlafen zu gehen. Ist er aber nicht da, dann ist es hier wirklich stockschwarze Nacht und ganz schön unheimlich. Eine solche Nacht haben wir heute und kauern in der Finsternis um unser Lämplein, als Marc etwas entdeckt, das sich neben uns auf dem Sandboden bewegt. Ein Skorpion! Kein so kleiner, wie wir ihn schon in Jordanien gesehen haben, sondern ein richtig großer, und mit hoch erhobenem Stachelschwanz wandert er selbstbewusst an uns vorbei unter unser Auto. Wir atmen tief durch, ziehen erst mal ordentliche Schuhe an, und versuchen, gleichzeitig den Skorpion im Auge zu behalten. Der lässt sich Zeit, bevor er, nachdem er uns einmal komplett umrundet hat, abzieht und wieder in der Dunkelheit verschwindet. Uns hält nichts mehr draußen, wir flüchten uns ins Auto und gehen schlafen, obwohl es erst acht ist. Aber auch unser Tagesrhythmus hat sich verändert, wir sind richtige Frühaufsteher geworden, und dass wir abends nach elf schlafen gehen, ist eher selten.

Am nächsten Tag schauen wir völlig allein die berühmten und ziemlich verfallenen Meroe-Pyramiden an und nehmen dann Kurs auf Khartoum. Die Straße dorthin ist stark befahren, hier donnern die LKWs, die in Port Sudan mit Waren beladen werden, Richtung Hauptstadt. In der Gegenrichtung sind sie alle leer. Irgendwie ist deutlich, dass dieses Land alles importiert und nichts exportiert. Das kann wohl auf Dauer nicht gesund sein. Rechts und links der Straße türmen sich Kadaver von Kamelen, Eseln, Rindern, Ziegen und Schafen in jeglichem Verwesungsstadium. Vom frischen Tier an dem sich noch die Geier laben, bis hin zum ausgebleichten Gerippe. Wegzuräumen scheint das hier niemand, sie scheinen wichtigere Probleme zu haben.

In Khartoum gibt es die einzigen beiden Campingplätze Sudans und im Blue Nile Sailing Club (der nur schön klingt, aber in Wahrheit vollgestopft mit Boots- und Autowracks, verdreckt, verrottet, brütend heiss und ungemütlich ist) treffen wir eine Menge alter Bekannter von der Fähre wieder. Viele von ihnen haben Probleme an Äthiopien-Visa zu bekommen und harren schon Tage hier aus. Im Sudan gibt es zwar kaum Touristen (wir haben das Gefühl, fast alle, die da sind, kennen wir), aber Khartoum ist voll mit UN- und Hilfsorganisationen bis unters Dach, bloss wo die abends so hingehen, finden wir nicht heraus, wir irren abends durch stockfinstere Straßen voller riesiger Löcher und fragen uns zu einer Pizzeria durch. Wir haben unsere Visa schon in Deutschland besorgt, werden in dieser Nacht völlig zerstochen, finden morgens eine Ameisenstraße in unserem Auto und räumen das Feld. Nix wie weg hier! Vorher brauchen wir noch Geld, und es gestaltet sich nicht ganz einfach, an die Landeswährung zu kommen. ATMs gibt es zwar buchstäblich an jeder Straßenecke, aber keiner davon akzeptiert ausländische Karten. Und auch Bargeld will man uns nicht eintauschen, diesen Service biete man nur eigenen Kunden an. Und wie soll man hier als Ausländer dann eigentlich überhaupt an Geld kommen? Das geht nur im Exchange-Office und das befindet sich in der Shopping-Mall. Hier ist auch einer dieser internationalen Supermärkte, zu denen wir bisher in jeder Hauptstadt geschickt wurden. Hier gibt es zu gepfefferten Preisen alle möglichen Importgüter, nach denen das Expat-Herz sich sehnen mag, von der Sojasauce bis zum Ahornsirup, von der Nutella bis zum Birchermüesli. Mit Müesli, Saft und Käse versorgen auch wir uns, dann schwingen wir uns auf die Straße und nehmen Kurs auf Äthiopien.

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